Lagebericht 2017
Grundlagen
der Genossenschaftlichen FinanzGruppe Volksbanken Raiffeisenbanken
Struktur und Geschäftsmodell sowie Besonderheiten als IPS*
Mit dem vorliegenden Lagebericht wird der Konsolidierte Jahresabschluss der Genossenschaftlichen FinanzGruppe Volksbanken Raiffeisenbanken ergänzt.
Die Genossenschaftliche FinanzGruppe Volksbanken Raiffeisenbanken umfasst als konsolidierte Einheiten neben 915 Primärbanken (Vorjahr: 972) den DZ BANK Konzern, die Münchener Hypothekenbank eG (MHB) sowie die Sicherungseinrichtung des BVR und die BVR Institutssicherung GmbH. Zu den einbezogenen Primärbanken zählen auch die Deutsche Apotheker- und Ärztebank eG, die Sparda-Banken, die PSD Banken und Sonderinstitute wie die BAG Bankaktiengesellschaft.
Die Primärbanken sowie die MHB stellen die rechtlich selbstständigen, gleichgeordneten Mutterunternehmen der genossenschaftlichen FinanzGruppe dar, während die übrigen Unternehmen und der DZ BANK Konzern als Tochterunternehmen einbezogen sind.
Das in der Genossenschaftlichen FinanzGruppe Volksbanken Raiffeisenbanken eingerichtete institutsbezogene Sicherungssystem als duales genossenschaftliches Sicherungssystem besteht neben der Sicherungseinrichtung des BVR aus dem BVR-ISGSicherungssystem. Beide institutsbezogenen Sicherungssysteme ergänzen sich.
Die weitergehenden Grundsätze und Methoden des institutsbezogenen Sicherungssystems werden im Abschnitt „Zusammengefasster Chancen- und Risikobericht“ dargestellt.
Abgrenzung der wesentlichen Segmente
Definition der im Geschäftsverlauf dargestellten Segmente Bank, Retail, Immobilien und Versicherung siehe im Abschnitt „Angaben zum Konsolidierten Jahresabschluss“ ab Seite 67.
Geschäftsverlauf
Gesamtwirtschaftliche Rahmenbedingungen
Im Geschäftsjahr schritt der bereits seit 2013 andauernde Konjunkturaufschwung in Deutschland weiter voran und führte erneut zu einem überdurchschnittlichen Wirtschaftswachstum. Das preisbereinigte Bruttoinlandsprodukt legte nach aktuellen amtlichen Angaben gegenüber dem Vorjahr um +2,2 Prozent zu und expandierte damit noch etwas stärker als im Vorjahr (+1,9 Prozent).
Die gesamtwirtschaftliche Entwicklung erfuhr im bisherigen Verlauf des Aufschwungs und auch im Geschäftsjahr von Quartal zu Quartal nur relativ geringe Schwankungen. Globale Unsicherheiten, beispielsweise der angekündigte harte Austritt Großbritanniens aus der EU, beeinträchtigten das Wirtschaftswachstum Deutschlands offenbar nur wenig. Grund hierfür dürfte nicht zuletzt sein, dass das Wachstum weniger durch außenwirtschaftliche, sondern vielmehr durch binnenwirtschaftliche Faktoren getrieben wurde.
Haupttreiber des Wirtschaftswachstums waren im Geschäftsjahr abermals die staatlichen und privaten Konsumausgaben. Angesichts der unvermindert günstigen Arbeitsmarkt- und Lohnentwicklung sowie der nach wie vor moderaten Teuerung der Verbraucherpreise erhöhten die privaten Haushalte ihre Ausgaben ähnlich deutlich wie im Vorjahr.
Die Investitionen und der Außenhandel trugen ebenfalls zum Anstieg des Bruttoinlandsprodukts bei. Die Exporte legten stärker zu als im Vorjahr. Da jedoch auch die Importe deutlich zunahmen, gingen vom Außenhandel per Saldo rechnerisch kaum Impulse für das gesamtwirtschaftliche Wachstum aus. Die Investitionstätigkeit gewann etwas an Schwung. Vor dem Hintergrund der zunehmenden Kapazitätsauslastung in der Industrie expandierten die Ausrüstungsinvestitionen stärker als zuvor. Bei den Bauinvestitionen blieb das Wachstumstempo unverändert hoch.
Der Anstieg der Verbraucherpreise hat sich 2017 beschleunigt. Die Inflationsrate ist von 0,5 Prozent im Vorjahr auf 1,8 Prozent gestiegen. Maßgeblich hierfür waren die Energiepreise, die sich spürbar verteuerten, nachdem sie in den Vorjahren stets gesunken waren. Auch für Nahrungsmittel mussten die Verbraucher deutlich mehr aufwenden als zuvor.
Am Arbeitsmarkt setzten sich die günstigen Trends fort. Die Zahl der Erwerbstätigen mit inländischem Arbeitsort stieg im Vorjahresvergleich um 633.000 auf rund 44,3 Millionen. Die Arbeitslosenzahl sank von knapp 2,7 Millionen Menschen im Jahr 2016 auf etwa 2,5 Millionen. Die Arbeitslosenquote nahm gegenüber dem Vorjahr um 0,4 Prozentpunkte auf 5,7 Prozent ab.
Genossenschaftliche FinanzGruppe Volksbanken Raiffeisenbanken
Geschäftsentwicklung
In einem vor allem von dem ausgeprägten Niedrigzinsniveau, einem hohen Wettbewerb sowie von einer anspruchsvollen Regulatorik beeinflussten schwierigen Marktumfeld konnte sich die Genossenschaftliche FinanzGruppe Volksbanken Raiffeisenbanken auch im Geschäftsjahr erfolgreich behaupten. Mit einem Ergebnis vor Steuern in Höhe von 8.916 Millionen Euro konnte der Vorjahreswert von 8.308 Millionen Euro um 608 Millionen Euro übertroffen werden. Damit hat sich das regional verankerte sowie wert- und kundenorientierte Geschäftsmodell der genossenschaftlichen Finanz- Gruppe in einem anspruchsvollen wirtschaftlichen Umfeld erneut als robust und zuverlässig erwiesen.
Im Kreditgeschäft mit Privat- und Firmenkunden konnten die Genossenschaftsbanken im Geschäftsjahr ein kräftiges und stabiles Wachstum erzielen. Insgesamt legte das Kreditgeschäft mit Privat- und Firmenkunden um +5,6 Prozent zu und lag damit um 1,1 Prozentpunkte über der Zuwachsrate des vergangenen Geschäftsjahres in Höhe von +4,5 Prozent. Hauptwachstumstreiber bei diesem anhaltend positiven Trend im Kreditgeschäft war abermals die rege Nachfrage der Kunden nach privaten Wohnungsbaukrediten. Der Marktanteil im Geschäft mit Privatkunden konnte im Vergleich zum Vorjahr erneut leicht gesteigert werden. Auch im Geschäft mit Firmenkunden nahm der Marktanteil etwas zu. Insbesondere die rege Kreditvergabe an das Dienstleistungs- und Baugewerbe war hierfür ursächlich. Im Bereich der Land- und Forstwirtschaft sind die Genossenschaftsbanken Marktführer. Ebenso verzeichnete die Einlagenseite der genossenschaftlichen FinanzGruppe ein stabiles Wachstum, sodass die deutliche Kreditausweitung vollständig durch die Zunahme der Kundeneinlagen refinanziert werden konnte.
Das Eigenkapital erhöhte sich um 6,0 Prozent auf einen Wert von 104,4 Milliarden Euro (Vorjahr: 98,6 Milliarden Euro) und überschreitet damit im Geschäftsjahr erstmals die 100-Milliarden-Euro-Marke. Der gegenüber dem Vorjahr bei anhaltend schwierigen Rahmenbedingungen zu verzeichnende merkliche Eigenkapitalzuwachs unterstreicht erneut die Nachhaltigkeit des erfolgreichen Wirtschaftens und stärkt die Zukunftsfähigkeit der genossenschaftlichen FinanzGruppe.
Die solide bilanzielle Kapitalausstattung verschafft der genossenschaftlichen FinanzGruppe ausreichende Risikopuffer sowie zugleich Wachstumsspielräume im Kreditgeschäft mit Privat- und Firmenkunden.
Die Vitalität und finanzielle Stabilität des Geschäftsmodells der genossenschaftlichen FinanzGruppe mit ihrer starken Marktposition im Privat- und Firmenkundengeschäft wird durch ein im Branchenvergleich erfreuliches Kapitalmarktrating von „AA–“ durch die beiden Ratingagenturen Standard & Poor’s und Fitch Ratings gewürdigt.
Auch im Geschäftsjahr zeigt sich die hohe Marktakzeptanz der genossenschaftlichen FinanzGruppe in einem anhaltenden Mitgliederzuwachs. Seit 2007 wuchs die Zahl der Mitglieder der Volksbanken und Raiffeisenbanken um mehr als 2,4 Millionen. Im Geschäftsjahr zählten die Genossenschaftsbanken damit zum Jahresende insgesamt 18,5 Millionen Mitglieder. Die durchschnittliche Zahl der Mitglieder je Kreditgenossenschaft stieg auf knapp 20.000.
Ertragslage
Der Zinsüberschuss lag im Geschäftsjahr mit einem Wert in Höhe von 18.638 Millionen Euro erneut leicht unter dem Niveau des Vorjahres (Vorjahr: 18.826 Millionen Euro). Er ist im Wesentlichen geprägt von der Niedrigzinspolitik der EZB mit daraus resultierenden Margenverschlechterungen. Der Zinsüberschuss der Kreditgenossenschaften, der die größte Ertragsquelle der genossenschaftlichen FinanzGruppe darstellt, verringerte sich im Geschäftsjahr gegenüber dem Vorjahr auf 15.917 Millionen Euro (Vorjahr: 16.052 Millionen Euro).
Die Risikovorsorge im Kreditgeschäft erhöhte sich leicht von –522 Millionen Euro im Vorjahr auf –576 Millionen Euro im Geschäftsjahr.
Der Provisionsüberschuss konnte im Geschäftsjahr deutlich um +8,9 Prozent von 5.963 Millionen Euro auf 6.491 Millionen Euro gesteigert werden. Der Ergebniszuwachs resultiert im Wesentlichen aus den marktbedingt gestiegenen Vermittlungserträgen im Wertpapier- und Fondsgeschäft.
Das Handelsergebnis der genossenschaftlichen FinanzGruppe reduzierte sich um 390 Millionen Euro auf 709 Millionen Euro gegenüber einem hohen Vergleichswert des Vorjahres in Höhe von 1.099 Millionen Euro. Das Handelsergebnis wird im Wesentlichen vom DZ BANK Konzern beeinflusst.
Das Ergebnis aus Finanzanlagen reduzierte sich im Vergleich zu dem entsprechenden Vorjahreswert auf –144 Millionen Euro (Vorjahr: 33 Millionen Euro). Der Vorjahreswert war vor allem durch den positiven Einmaleffekt aus dem Verkauf von Anteilen an Visa Europe beeinflusst.
Das Sonstige Bewertungsergebnis aus Finanzinstrumenten verbesserte sich von –190 Millionen Euro im Vorjahr auf 289 Millionen Euro im Geschäftsjahr. Der Anstieg resultiert maßgeblich aus der Einengung der Credit Spreads bei Anleihen aus den Peripheriestaaten des Euroraums. Demgegenüber waren im Vorjahr Ausweitungen dieser Credit Spreads zu verzeichnen.
Das Ergebnis aus dem Versicherungsgeschäft erhöhte sich im Geschäftsjahr um +14,7 Prozent auf 1.283 Millionen Euro (Vorjahr: 1.119 Millionen Euro). Diese Ergebnisveränderung resultiert aus einem Anstieg der Beitragseinnahmen sowie einem leichten Rückgang der Versicherungsleistungen, die eine Verminderung des Ergebnisses aus Kapitalanlagen und sonstigen Ergebnisses der Versicherungsunternehmen sowie eine Zunahme der Aufwendungen für den Versicherungsbetrieb überkompensiert haben.
Die Verwaltungsaufwendungen konnten insbesondere aufgrund des aktiven Kostenmanagements der Genossenschaftsbanken im Geschäftsjahr 2017 leicht um –0,3 Prozent oder um 60 Millionen Euro von –17.944 Millionen Euro auf –17.884 Millionen Euro reduziert werden. Der Großteil der Verwaltungsaufwendungen entfällt mit einem Betrag von –10.138 Millionen Euro (Vorjahr: –10.318 Millionen Euro) auf Personalaufwendungen.
Die Ertragsteuern des Geschäftsjahres in Höhe von –2.843 Millionen Euro (Vorjahr: –2.410 Millionen Euro) entfallen mit –2.649 Millionen Euro im Wesentlichen auf tatsächliche Ertragsteuern. Dies unter-
streicht einmal mehr den besonderen Stellenwert der genossenschaftlichen FinanzGruppe für die Regionen mit ihrer Rolle als einem der größten kommunalen Steuerzahler.
Der Konsolidierte Jahresüberschuss nach Berücksichtigung von Ertragsteuern erhöhte sich im Geschäftsjahr 2017 um +3,0 Prozent auf 6.073 Millionen Euro nach 5.898 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum.
Die Aufwand-Ertrags-Relation der genossenschaftlichen FinanzGruppe beträgt im Geschäftsjahr 65,3 Prozent (Vorjahr: 67,0 Prozent).
Vermögens- und Finanzlage
Die konsolidierte Bilanzsumme der Genossenschaftlichen FinanzGruppe Volksbanken Raiffeisenbanken erhöhte sich im Geschäftsjahr um +27,5 Milliarden Euro auf 1.243,3 Milliarden Euro (Vorjahr: 1.215,8 Milliarden Euro). Das Geschäftsvolumen erhöhte sich von 1.599,4 Milliarden Euro im Vorjahr auf 1.662,8 Milliarden Euro im Jahr 2017.
Die Bilanzsumme vor Konsolidierung entfiel in Höhe von 61,7 Prozent (Vorjahr: 60,6 Prozent) auf die Primärbanken sowie in Höhe von 35,3 Prozent (Vorjahr: 36,4 Prozent) auf den DZ BANK Konzern. Die restlichen 3,0 Prozent verteilen sich auf die Münchener Hypothekenbank, die BVR-Sicherungseinrichtung sowie auf die Institutssicherung GmbH des BVR.
Auf der Aktivseite stiegen die Forderungen an Kunden um +3,9 Prozent auf 761,9 Milliarden Euro (Vorjahr: 733,2 Milliarden Euro). Diese Steigerung resultierte auch im Geschäftsjahr vorwiegend aus den Primärbanken, die mit einem Zuwachs ihrer Kundenforderungen von +5,6 Prozent über der entsprechenden Wachstumsrate von +4,5 Prozent aus dem Vorjahr lagen. Wachstumstreiber im Privatkundenbereich waren erwartungsgemäß im Wesentlichen die privaten Wohnungsbaukredite. Im Kreditgeschäft mit Firmenkunden (Kredite an nichtfinanzielle Unternehmen und Selbstständige) legten die Volksbanken und Raiffeisenbanken im Wesentlichen bei den Krediten an das Dienstleistungs- und Baugewerbe zu.
Die Handelsaktiva reduzierten sich im Geschäftsjahr um –10,2 Milliarden Euro beziehungsweise um –21,1 Prozent auf 38,1 Milliarden Euro (Vorjahr: 48,3 Milliarden Euro). Die Verringerung der Handelsaktiva resultierte im Wesentlichen aus einem Rückgang der positiven Marktwerte aus derivativen Finanzinstrumenten um –27,5 Prozent auf 17,1 Milliarden Euro sowie der Schuldverschreibungen und anderen festverzinslichen Wertpapiere um –3,3 Prozent oder um –0,3 Milliarden Euro auf 9,0 Milliarden Euro.
Auf der Passivseite wuchsen auch die Verbindlichkeiten gegenüber Kunden nochmals von 774,3 Milliarden Euro im Vorjahr auf 801,0 Milliarden Euro im Geschäftsjahr 2017 an. Die Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten erhöhten sich ebenfalls deutlich um +9,5 Prozent auf 113,1 Milliarden Euro (Vorjahr: 103,3 Milliarden Euro).
Die Handelspassiva zeigten korrespondierend zu der Entwicklung der Handelsaktiva eine Reduzierung in Höhe von –7,4 Milliarden Euro oder –16,7 Prozent auf 36,8 Milliarden Euro (Vorjahr: 44,1 Milliarden Euro). Dieser Rückgang resultiert im Wesentlichen aus der Verringerung der negativen Marktwerte aus derivativen Finanzinstrumenten um –8,3 Milliarden Euro auf 16,8 Milliarden Euro. Demgegenüber erhöhten sich in den Handelspassiva die begebenen Schuldverschreibungen und andere verbriefte Verbindlichkeiten um +1,0 Prozent auf 13,0 Milliarden Euro (Vorjahr: 12,9 Milliarden Euro).
Auch im Geschäftsjahr hat sich das Eigenkapital der genossenschaftlichen FinanzGruppe robust entwickelt. Es erhöhte sich um +6,0 Prozent auf 104,4 Milliarden Euro (Vorjahr: 98,6 Milliarden Euro), im Wesentlichen aufgrund der Stärkung der Rücklagen aus dem im Geschäftsjahr erzielten Ergebnis.
Kapitalausstattung und aufsichtsrechtliche Kennzahlen
Die Angaben zu den Eigenmitteln beziehungsweise Eigenmittelanforderungen beruhen auf den Ergebnissen der Erweiterten Zusammenfassungsrechnung (EZR) nach Artikel 49 Absatz 3 CRR (Capital Requirements Regulation) in Verbindung mit Artikel 113 Absatz 7 CRR.
Die im Rahmen der EZR durchgeführte Kapitalkonsolidierung zeigt, dass die konsolidierten Eigenmittel weit überwiegend aus Eigenmitteln der Primärinstitute bestehen. Eigenmittelzuwächse ergeben sich vor allem durch die von Primärinstituten und Verbundinstituten erzielten Gewinne. Kapitalmaßnahmen der Verbundinstitute werden weitestgehend verbundintern gezeichnet und innerhalb der genossenschaftlichen FinanzGruppe konsolidiert.
Aufgrund der Nullanrechnung verbundinterner Forderungen gemäß Artikel 113 Absatz 7 CRR erfolgen grundsätzlich keine Konsolidierungsmaßnahmen bei den risikogewichteten Positionsbeträgen. Die Konsolidierungsmaßnahmen umfassen im Wesentlichen direkt und indirekt gehaltene Eigenmittelinstrumente innerhalb des institutsbezogenen Sicherungssystems und betreffen demzufolge insbesondere die Beteiligungen und die nachrangigen Forderungen der Primärinstitute an Verbundinstituten, insbesondere an der DZ BANK AG. Die Konsolidierungen erfolgen bei den entsprechenden Kapitalkategorien (Corresponding Approach).
Die Auswirkung der Konsolidierungsmaßnahmen auf die Höhe der risikogewichteten Positionsbeträge ist demzufolge von untergeordneter Bedeutung, währenddessen sich im Gegenzug die Eigenmittel reduzieren. Aufgrund der Systematik der durchgeführten Konsolidierungsmaßnahmen ist die Gesamtkapitalquote für das institutsbezogene Sicherungssystem kleiner als die entsprechende Quote für die Gesamtheit der Primärinstitute.
Die Eigenmittel der genossenschaftlichen Finanz- Gruppe betragen zum 31. Dezember 2017 demnach 97,7 Milliarden Euro (per 31. Dezember 2016: 92,1 Milliarden Euro). Die Kernkapitalquote inklusive
Ertragslage
2017 in Mio. Euro | 2016 in Mio. Euro | Veränderung in Prozent | |
---|---|---|---|
Zinsüberschuss | 18.638 | 18.826 | –1,0 |
Risikovorsorge im Kreditgeschäft | –576 | –522 | 10,3 |
Provisionsüberschuss | 6.491 | 5.963 | 8,9 |
Handelsergebnis | 709 | 1.099 | -35,5 |
Ergebnis aus Finanzanlagen | -144 | 33 | >100,0 |
Sonstiges Bewertungsergebnis aus Finanzinstrumenten | 289 | -190 | >100,0 |
Ergebnis aus dem Versicherungsgeschäft | 1.283 | 1.119 | 14,7 |
Verwaltungsaufwendungen | –17.884 | –17.944 | -0,3 |
Sonstiges betriebliches Ergebnis | 110 | –76 | >100,0 |
Konsolidiertes Ergebnis vor Steuern | 8.916 | 8.308 | 7,3 |
Ertragsteuern | –2.843 | –2.410 | 18,0 |
Konsolidierter Jahresüberschuss | 6.073 | 5.898 | 3,0 |
Entwicklung des Konsolidierten Ergebnisses vor Steuern nach Posten der Gewinn- und Verlustrechnung
in Mio. Euro
–––––
A: Konsolidiertes Ergebnis vor Steuern 2016
B: Veränderung Zinsüberschuss
C: Veränderung Risikovorsorge im Kreditgeschäft
D: Veränderung Provisionsüberschuss
E: Veränderung Handelsergebnis
F: Veränderung Ergebnis aus Finanzanlagen
G: Veränderung Sonstiges Bewertungsergebnis aus Finanzinstrumenten
H: Veränderung Ergebnis aus dem Versicherungsgeschäft
I: Veränderung Verwaltungsaufwendungen
J: Veränderung Sonstiges betriebliches Ergebnis
K: Veränderung Konsolidiertes Ergebnis vor Steuern 2017
Zusammensetzung der Bilanzsumme der Genossenschaftlichen FinanzGruppe Volksbanken Raiffeisenbanken zum 31. Dezember 2017
in Prozent
Primärbanken | |
62 | |
DZ BANK Gruppe | |
35 | |
Münchener Hypothekenbank | |
3 |
§-340f-HGB-Reserven beträgt 15,6 Prozent (per 31. Dezember 2016: 15,4 Prozent). Aufgrund der hohen Qualität des Kapitals liegt die nach vollständiger Einführung der neuen Bestimmungen der CRR berechnete CET1-Quote mit 15,5 Prozent (Vorjahr: 15,2 Prozent) nur leicht darunter. Von den unterlegungspflichtigen Risikobeträgen (siehe Tabelle auf Seite 19) in Höhe von insgesamt 611,5 Milliarden Euro (Vorjahr: 572,5 Milliarden Euro) entfällt der Großteil wie im Vorjahr mit 89,5 Prozent auf Adressenausfallrisiken.
Zum 31. Dezember 2017 erfolgt für die genossenschaftliche FinanzGruppe der nachrichtliche Ausweis der Leverage Ratio in analoger Anwendung der Anforderungen des Artikels 429 CRR. Hierfür wird das Kernkapital gemäß EZR nach Artikel 49 Absatz 3 CRR zugrunde gelegt, das um sämtliche haftungsverbundinternen Kernkapitalpositionen innerhalb der genossenschaftlichen FinanzGruppe bereinigt wurde. Die Risikopositionswerte wurden durch Aggregation der Einzelmeldungen zur Leverage Ratio sämtlicher Mitgliedsinstitute ermittelt und um wesentliche haftungsverbundinterne Positionen bereinigt.
Die Leverage Ratio beträgt unter Verwendung der Kapitalbasis „Kernkapital inkl. §-340f-HGB-Reserven nach vollständiger Einführung der neuen Bestimmungen der CRR“ 7,7 Prozent (Vorjahr: 7,3 Prozent). Diese Quote unterstreicht die gute Kapitalisierung der genossenschaftlichen FinanzGruppe.
Aufteilung des Gesamtrisikobetrags
in Mio. Euro
2017 | 2016 | |
---|---|---|
Risikogewichtete Forderungsbeträge für das Kredit-, das Gegenparteiausfall- und das Verwässerungsrisiko sowie Vorleistungen | 547.241 | 510.093 |
Risikopositionsbetrag für Abwicklungs- und Lieferrisiken | 0 | 3¹ |
Gesamtforderungsbetrag für Positions-, Fremdwährungs- und Warenpositionsrisiken | 11.184 | 10.193 |
Gesamtbetrag der Risikopositionen für Operationelle Risiken (OpR) | 49.853 | 49.707 |
Zusätzlicher Risikopositionsbetrag aufgrund fixer Gemeinkosten | 0 | 0 |
Gesamtbetrag der Risikopositionen für Anpassung der Kreditbewertung (CVA) | 2.175 | 2.463 |
Gesamtbetrag der Risikopositionen in Bezug auf Großkredite im Handelsbuch | 0 | 0 |
Sonstige Forderungsbeträge | 1.037 | 0 |
Summe Gesamtrisikobetrag nach Anpassung | 611.490 | 572.458 |
1 Vorjahreswert angepasst
Geschäftssegmente der Genossenschaftlichen FinanzGruppe Volksbanken Raiffeisenbanken
Geschäftssegment Bank
Der Zinsüberschuss im Geschäftssegment Bank reduzierte sich im Geschäftsjahr um –98 Millionen Euro auf 1.525 Millionen Euro (Vorjahr: 1.623 Millionen Euro).
Im Firmenkundengeschäft konnte der Konditionsbeitrag im Geschäftsjahr nochmals gesteigert werden. Die Investitionsbereitschaft des deutschen Mittelstands behauptete im Geschäftsjahr ein hohes Niveau. Bankkredite bleiben nach wie vor das bei Weitem bevorzugte Mittel der mittelständischen Unternehmen zur Deckung ihres Finanzierungsbedarfs, der insbesondere aus Erweiterungsinvestitionen und einem steigenden Geschäftsvolumen resultierte. Allerdings finanziert die überwiegende Mehrheit der Mittelstandsunternehmen aufgrund ihrer soliden Kapitalund Liquiditätssituation ihre Investitionen aus dem Cashflow oder aus den eigenen Rücklagen heraus.
Im Bereich Investitionsförderung legte der Konditionsbeitrag im Förderkreditgeschäft bei weiter hohem Margendruck gegenüber dem Vorjahr zu. Zu den Förderschwerpunkten der klassischen Investitionsfinanzierung zählen vor allem gewerbliche Existenzgründungen sowie die Realisierung von Energieeffizienzmaßnahmen im privaten Wohnungsbau und in der Agrarwirtschaft. In diesem intensiven Wettbewerbsumfeld konnten die vorgenannten Förderkreditportfolios ausgeweitet werden.
In den Produktfeldern des Bereichs Strukturierte Finanzierung ergaben sich die folgenden wesentlichen Veränderungen für die jeweiligen Konditionsbeiträge: Der Konditionsbeitrag im Produktfeld Konsortialgeschäft/Erneuerbare Energien konnte im Geschäftsjahr insbesondere durch die Finanzierung von Windenergieanlagen trotz des zunehmenden Wettbewerbs erneut verbessert werden. Das Produktfeld wurde außerdem durch Vorzieheffekte aufgrund der erwarteten Konsequenzen aus der Änderung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG 2017) positiv beeinflusst. In der Akquisitionsfinanzierung nutzten erneut viele Kunden die hohe Liquidität in den Anleihemärkten zur Rückführung ihrer Kredite.
Durch die selektive Ausreichung von Neukrediten konnte jedoch ein gegenüber dem Vorjahr erhöhter Konditionsbeitrag erwirtschaftet werden. Das Produktfeld Projektfinanzierung verzeichnete im Geschäftsjahr einen leicht rückläufigen Konditionsbeitrag. In der internationalen Handels- und Exportfinanzierung nahm der entsprechende Konditionsbeitrag im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zu.
In der Transportfinanzierung hat sich der Zinsüberschuss maßgeblich aufgrund höherer Sonderabschreibungen auf Leasinggegenstände sowie durch empfindliche Margeneinengungen infolge eines weltweit starken Finanzierungswettbewerbs insbesondere an den Luftverkehrs- und den Landtransportwegen im Geschäftsjahr verringert. Ferner haben den Zinsüberschuss ein vermindertes Neugeschäftsvolumen sowie ein reduzierter Portfoliobestand infolge weiterer vorzeitiger Kreditrückzahlungen belastet.
Die internationale Verkehrswirtschaft war in Teilmärkten der internationalen Seeschifffahrt von einem Überangebot an Transportkapazitäten mit der Folge merklich rückläufiger Frachtraten und eines erheblichen Drucks auf die Schiffspreise geprägt. Die krisenhafte Entwicklung betraf ebenso den Offshore- Bereich, der unter der Unsicherheit im Hinblick auf die weitere Entwicklung des Brent-Rohölpreises litt. Letzterer wies im Geschäftsjahr zwar ein im Vorjahresvergleich deutlich stabilisiertes Preisniveau (Durchschnitt 2017: 55 US-Dollar, Durchschnitt 2016: 45 US-Dollar) auf. Allerdings liegt diese Notierung immer noch spürbar unter den Niveaus der „Hochpreisjahre“ 2011 bis 2014 (Durchschnitt 2011–2014: 108 US-Dollar).
Das Leasinggeschäft verzeichnete im Geschäftsjahr einen leichten Rückgang beim Zinsüberschuss. Diese Veränderung gegenüber dem Vorjahr beruht neben einer Ermäßigung im Beteiligungsergebnis im Wesentlichen auf einer Verminderung des Zinsüberschusses in den Bereichen Immobilienleasing sowie Autohändler- und Autoflottengeschäft, die ebenso wie das Auslandsgeschäft zum definierten Nicht-Kerngeschäft zählen und zurückgeführt werden. Die Zunahme des Zinsüberschusses im Kerngeschäft konnte allerdings den Rückgang im Nicht-Kerngeschäft weitgehend kompensieren.
Die Risikovorsorge im Kreditgeschäft erhöhte sich im Segment Bank von –523 Millionen Euro im Vorjahr auf –693 Millionen Euro im Geschäftsjahr, im Wesentlichen bedingt durch die krisenhafte Entwicklung in Teilbereichen der Schifffahrt mit einhergehenden Überkapazitäten und die angespannte Situation im Bereich Offshore Finance infolge der Unsicherheit betreffend die weitere Entwicklung des Brent-Rohölpreises.
Der Provisionsüberschuss konnte mit einem Wert von 519 Millionen Euro nicht an das Niveau des Vorjahres anknüpfen (Vorjahr: 603 Millionen Euro). Der Dienstleistungsbeitrag hat im Firmenkundengeschäft aufgrund geringerer Neugeschäftsabschlüsse abgenommen. Im Bereich der Investitionsförderung konnte nicht an den Vorjahreswert angeknüpft werden. Wesentlichen Einfluss auf die Reduzierung des Provisionsüberschusses in den Produktfeldern Akquisitionsfinanzierung, Projektfinanzierung sowie im Bereich der internationalen Handels- und Exportfinanzierung hatte die deutliche Verstärkung des Wettbewerbs. Das dokumentäre Auslandsgeschäft verbesserte sich hingegen im Geschäftsjahr merklich. Im Produktfeld Asset Securitization hat sich der Dienstleistungsbeitrag demgegenüber spürbar reduziert. Des Weiteren lag der im Geschäftsfeld Operations Services erzielte Dienstleistungsbeitrag aufgrund der gestiegenen Erträge aus dem Wertpapierverwahrgeschäft über dem im Vorjahr ausgewiesenen Wert. Das Provisionsergebnis im Kreditgeschäft des Transport Finance blieb im Geschäftsjahr 2017 hinter dem Ausweis für das Vorjahr zurück.
Das Handelsergebnis im Geschäftssegment Bank erreichte einen Wert in Höhe von 485 Millionen Euro und lag damit um –366 Millionen Euro unter dem Vergleichswert des Vorjahres in Höhe von 851 Millionen Euro. Hierbei war der merklich höhere Wert des Vorjahres im Wesentlichen durch einen positiven Ergebniseffekt für die zum beizulegenden Zeitwert bilanzierten Verbindlichkeiten geprägt. Ferner wiesen die zinsinduzierten Marktwertänderungen der Cross-Currency-Basisswaps zur Absicherung von sonstigen Geschäften im Geschäftsjahr einen merklich negativen, im Vorjahr jedoch noch einen leicht positiven Wert auf. Darüber hinaus konnte im Vorjahr ein Ertrag aus der Auflösung von Rückstellungen für Prozess- und Anwaltskosten erzielt werden.
Einen maßgeblichen Einfluss auf die Entwicklung der Kapitalmärkte im Geschäftsjahr hatten die Fortführung der geldpolitischen Maßnahmen der EZB (Quantitative Easing) sowie die bereits erwähnten drei Leitzinserhöhungen durch die US Notenbank Fed.
Das Ergebnis aus Finanzanlagen verringerte sich erneut von 77 Millionen Euro im Vorjahr auf –17 Millionen Euro im Geschäftsjahr. Im Ergebnis aus Finanzanlagen des Geschäftsjahres sind im Wesentlichen Erträge aus der Veräußerung von Wertpapieren des Liquiditätspools enthalten. Der Rückgang im Finanzanlageergebnis ist unter anderem auf im Geschäftsjahr vorgenommene Abschreibungen auf die Buchwerte von nach der At-Equity-Methode bewerteten Unternehmen zurückzuführen.
Der positive Ergebnisbeitrag im vergleichbaren Vorjahreszeitraum beinhaltete Erträge aus der Veräußerung der Beteiligung an der Visa Europe Ltd., London. Auch im Bereich der Asset-Backed Securities (ABS) ergab sich im Vorjahr ein positiver Ergebnisbeitrag, im Wesentlichen aus dem Verkauf von in früheren Perioden wertberichtigten ABS-Positionen.
Das Sonstige Bewertungsergebnis aus Finanzinstrumenten verbesserte sich marktbedingt auf –10 Millionen Euro (Vorjahr: –106 Millionen Euro).
Die Verwaltungsaufwendungen konnten im Berichtszeitraum um –90 Millionen Euro auf –1.969 Millionen Euro (Vorjahr: –2.059 Millionen Euro) reduziert werden. Gestiegene Beratungs- und IT-Aufwendungen im Projektumfeld führten zu einem Kostenanstieg. Dem standen jedoch reduzierte Kosten durch vorgenommene Einsparmaßnahmen gegenüber.
Das Konsolidierte Ergebnis vor Steuern des Geschäftssegments Bank reduzierte sich aufgrund der oben dargestellten Einflussfaktoren im Vergleich zum Vorjahr um –517 Millionen Euro auf –93 Millionen Euro (Vorjahr: 424 Millionen Euro). Die Aufwand- Ertrags-Relation erhöhte sich von 68,5 Prozent im Vorjahr auf 76,6 Prozent im Berichtszeitraum.
Geschäftssegment Retail
Der Zinsüberschuss des Geschäftssegments Retail hat sich im Geschäftsjahr mit einem Wert von 16.489 Millionen Euro gegenüber dem Vorjahr mit einem Betrag von 16.618 Millionen Euro erneut leicht vermindert. Die anhaltenden negativen Effekte der Niedrigzinspolitik der EZB konnten im Geschäftssegment Retail nur teilweise durch Volumenausweitungen kompensiert werden. Ferner haben ermäßigte Ergebnisbeiträge aus dem Währungskreditgeschäft „LuxCredit“ den Zinsüberschuss des Geschäftsjahres verringert. Der Zinsüberschuss im Ratenkreditgeschäft hat sich aufgrund der ganzjährig regen privaten Konsumnachfrage trotz des unverändert starken Wettbewerbs und des herausfordernden Niedrigzinsumfelds positiv entwickelt.
Die Risikovorsorge im Kreditgeschäft verbesserte sich von –51 Millionen Euro im Vorjahr auf 95 Millionen Euro im Geschäftsjahr. Die Risikoentwicklung erwies sich im Geschäftssegment Retail mit Blick auf das positive gesamtwirtschaftliche Umfeld weiterhin als stabil.
Der Provisionsüberschuss des Geschäftssegments Retail erhöhte sich spürbar von 6.034 Millionen Euro im Vorjahr auf 6.646 Millionen Euro im Geschäftsjahr. Der Provisionsüberschuss des Segments Retail ist auch im Geschäftsjahr wesentlich von den erzielten Erträgen aus dem Zahlungsverkehr sowie der hohen Kundennachfrage im Wertpapier- und Fondsgeschäft beeinflusst. Aufgrund der anhaltenden Niedrigzinsphase zieht es private Anleger in Anlageprodukte mit höherer Renditeerwartung. Ein wesentlicher Treiber des Provisionsüberschusses im Geschäftssegment Retail war der mit den durchschnittlichen Assets under Management erzielte volumenabhängige Ergebnisbeitrag, der im Geschäftsjahr erneut über dem Niveau des Vorjahres lag. Auch die Erträge aus erfolgsabhängigen Verwaltungsvergütungen konnten im Berichtszeitraum gesteigert werden. Der Ergebnisbeitrag aus dem Fondsdienstleistungsgeschäft hat sich gegenüber dem Vorjahr ebenfalls leicht erhöht.
Das Handelsergebnis im Geschäftssegment Retail blieb mit einem Wert von 213 Millionen Euro gegenüber dem Wert des Vorjahres in Höhe von 211 Millionen Euro nahezu unverändert. Das Handelsergebnis setzt sich zusammen aus dem Handel mit Finanzinstrumenten, dem Ergebnis aus dem Devisen-, Sorten und Edelmetallgeschäft sowie aus dem Ergebnis aus dem Warenhandel.
Das Ergebnis aus Finanzanlagen reduzierte sich im Geschäftsjahr aufgrund geringerer Zuschreibungen und Kursgewinne im Wertpapierbereich deutlich um –80 Millionen Euro auf –174 Millionen Euro (Vorjahr: –94 Millionen Euro).
Auf der Kostenseite haben die Genossenschaftsbanken weitere Anstrengungen unternommen, um sich noch effizienter aufzustellen. Insgesamt konnten die Verwaltungsaufwendungen im Geschäftssegment Retail im Geschäftsjahr leicht um –0,2 Prozent auf –15.245 Millionen Euro (Vorjahr: –15.276 Millionen Euro) reduziert werden. Die wesentlichen Einflussfaktoren beim Verwaltungsaufwand im Segment Retail sind vor allem die Besetzung neuer und offener Stellen sowie durchschnittliche Gehaltsanpassungen. Des Weiteren sorgten neben einer Zunahme der regulatorisch bedingten Anforderungen und Abgaben insbesondere erhöhte Kosten für Öffentlichkeitsarbeit/ Marketing, IT und Beratung für eine Belastung der Verwaltungsaufwendungen im Geschäftssegment Retail.
Das Konsolidierte Ergebnis vor Steuern des Geschäftssegments Retail verbesserte sich aufgrund der zuvor dargestellten Einflussfaktoren von 7.197 Millionen Euro im Vorjahr auf 8.088 Millionen Euro im Geschäftsjahr. So konnte auch die Aufwand- Ertrags-Relation um –2,2 Prozent auf 65,6 Prozent(Vorjahr: 67,8 Prozent) reduziert werden.
Geschäftssegment Immobilien
Der Zinsüberschuss im Geschäftssegment Immobilien belief sich auf einen Betrag in Höhe von 1.492 Millionen Euro (Vorjahr: 1.322 Millionen Euro). Er war auch im Geschäftsjahr erneut durch das anhaltend niedrige Zinsniveau an den Kapitalmärkten belastet. Bei den Krediten der Vor- und Zwischenfinanzierung konnte die genossenschaftliche FinanzGruppe im Geschäftssegment Immobilien im Zuge einer spürbaren Geschäftsausweitung in den vergangenen Jahren ihre Ertragsbasis im außerkollektiven Geschäft trotz einer reduzierten Durchschnittsverzinsung volumenbedingt stärken. Der Rückgang der Erträge aus Bauspardarlehen und sonstigen Baudarlehen wurde damit weitgehend kompensiert. Die erhöhte Kundennachfrage im Bausparen spiegelt die hohe Wertschätzung der selbst genutzten Immobilie als sichere Geldanlage wider.
Zudem garantiert der Abschluss eines Bausparvertrages die heutigen Niedrigzinsen auch für die künftige Darlehensfinanzierung. Auch der deutsche Investmentmarkt für gewerblich genutzte Immobilien konnte im Geschäftsjahr eine positive Ergebnisentwicklung verzeichnen. Der erhöhte Anlagedruck der Investoren führte im Geschäftsjahr bei einem in den vergangenen Jahren gestiegenen Wettbewerb zu einem weiteren Preisanstieg für gewerbliche Immobilien. Zu Letzterem trug neben ausgeweiteten Marktaktivitäten insbesondere von Versicherern und Pensionsfonds eine weitere Verknappung des Angebots gewerblicher Immobilien bei. Daher war im Geschäftsjahr eine spürbare Margenkompression für gewerbliche Immobilien insbesondere an den Top-Standorten festzustellen.
Die Risikovorsorge im Kreditgeschäft des Geschäftssegments Immobilien reduzierte sich mit einem jeweils positiven Saldo von 45 Millionen Euro im Vorjahr auf 12 Millionen Euro im Geschäftsjahr.
Das im Geschäftssegment Immobilien traditionell negative Provisionsergebnis verbesserte sich im Geschäftsjahr aufgrund reduzierter Provisionsaufwendungen um +30 Millionen Euro auf –122 Millionen Euro (Vorjahr: –152 Millionen Euro).
Das Ergebnis aus Finanzanlagen reduzierte sich im Geschäftssegment Immobilien leicht um –11 Millionen Euro auf 25 Millionen Euro (Vorjahr: 36 Millionen Euro). Das positive Ergebnis des Vorjahres war hier im Wesentlichen durch die Wertaufholung eines Bonds der HETA ASSET RESOLUTION AG, Klagenfurt, geprägt.
Das Sonstige Bewertungsergebnis aus Finanzinstrumenten im Segment Immobilien lag im Geschäftsjahr mit einem Saldo von 292 Millionen Euro deutlich über dem Vergleichswert des Vorjahres (Vorjahr: –46 Millionen Euro). Der Anstieg resultiert im Wesentlichen aus einer Einengung der Credit Spreads für Anleihen aus den Peripheriestaaten des Euroraums, denen im Vorjahr eine Ausweitung der Credit Spreads gegenüberstand.
Die Verwaltungsaufwendungen erhöhten sich im Geschäftsjahr auf –804 Millionen Euro (Vorjahr: –754 Millionen Euro). Ursächlich für den Anstieg der Verwaltungsaufwendungen waren im Wesentlichen Mehraufwendungen für regulatorische Anforderungen und strategische Projekte. Die Personalaufwendungen konnten leicht reduziert werden.
Das Konsolidierte Ergebnis vor Steuern im Geschäftssegment Immobilien verbesserte sich im Geschäftsjahr deutlich um 436 Millionen Euro auf 928 Millionen Euro (Vorjahr: 492 Millionen Euro). Die Aufwand-Ertrags-Relation reduzierte sich aufgrund der zuvor dargestellten Entwicklung des Geschäftssegments Immobilien auf 46,7 Prozent (Vorjahr: 62,8 Prozent).
Geschäftssegment Versicherung
Die Verdienten Beiträge aus dem Versicherungsgeschäft (netto) erhöhten sich auf der Grundlage der festen Verankerung der R+V in der genossenschaftlichen FinanzGruppe um 523 Millionen Euro auf 15.181 Millionen Euro (Vorjahr: 14.658 Millionen Euro). Damit wurde das Beitragsniveau des Vorjahres um +3,6 Prozent überschritten. Auch die gebuchten Bruttobeiträge des Geschäftsjahres übertrafen mit einem Anstieg um +3,9 Prozent auf 15.338 Millionen Euro (Vorjahr: 14.767 Millionen Euro) nochmals das bereits hohe Vorjahresniveau.
Im Lebens- und Krankenversicherungsgeschäft stiegen die Beitragseinnahmen insgesamt um +0,6 Prozent auf 7.626 Millionen Euro an.
Im Lebensversicherungsgeschäft blieben die Beitragseinnahmen mit einer Veränderung in Höhe von –1 Million Euro auf 7.066 Millionen Euro nahezu unverändert mit einem Beitragsanstieg im Ausland und einem Beitragsrückgang im Inland. In den Geschäftsfeldern „bAV“ und „pV Fonds“ wurde jeweils ein Anstieg der Beiträge erzielt, dem eine rückläufige Beitragsentwicklung im Geschäftsfeld „pV Klassisch“ gegenüberstand. Die Beitragseinnahmen in der Krankenversicherung konnten um +8,9 Prozent auf 560 Millionen Euro gesteigert werden, resultierend aus der erfreulichen Entwicklung vor allem bei den laufenden Beiträgen.
Im Schaden- und Unfallversicherungsgeschäft stiegen die Beitragseinnahmen um +4,2 Prozent auf 5.521 Millionen Euro an, wobei dieser Zuwachs insbesondere in den Bereichen der Kraftfahrtversicherung und der Firmenkunden erzielt wurde.
Die Übernommene Rückversicherung verzeichnete einen Anstieg der Beitragseinnahmen um +14,3 Prozent auf 2.034 Millionen Euro. Ursächlich für diese Veränderung waren vor allem die positiven Entwicklungen in den Geschäftssparten betreffend die Kfz-Versicherung, insbesondere in Großbritannien
und Israel, sowie betreffend die Feuer- und Sachversicherungen, vor allem in Südafrika und den Vereinigten Staaten.
Das Ergebnis aus Kapitalanlagen und sonstiges Ergebnis der Versicherungsunternehmen reduzierte sich um –9,1 Prozent auf 3.531 Millionen Euro (Vorjahr: 3.885 Millionen Euro). Das langfristige Zinsniveau ist im Geschäftsjahr seit Jahresbeginn gestiegen, während es im Vorjahr noch deutlich zurückgegangen war. Die für die R+V relevanten Aktienmärkte haben sich im Verlauf des Geschäftsjahres besser entwickelt als im Vorjahr. Die Entwicklung des Euro gegenüber verschiedenen Währungen verlief im Geschäftsjahr insgesamt ungünstiger als im Vorjahr. Ferner ergaben sich positive Ergebniseffekte im Segment Leben/Kranken im Zusammenhang mit der Reform des Investmentsteuergesetzes.
Insgesamt resultierten aus diesen Entwicklungen insbesondere ein niedrigeres Währungsergebnis sowie ein vermindertes nicht realisiertes Ergebnis. Dem standen vor allem ein höheres realisiertes Ergebnis sowie ein Rückgang der Abschreibungen gegenüber.
Die Veränderung des Kapitalanlageergebnisses hatte mit Blick auf die Berücksichtigung von Rückstellungen für Beitragsrückerstattungen insbesondere im Geschäftsbereich Leben/Kranken sowie der Ansprüche der Versicherungsnehmer im fondsgebundenen Lebensversicherungsgeschäft auch Einfluss auf den nachfolgend dargestellten Posten „Versicherungsleistungen“.
Die Versicherungsleistungen (netto) in Höhe von –15.312 Millionen Euro veränderten sich um –0,6 Prozent gegenüber dem Vorjahreswert in Höhe von –15.400 Millionen Euro.
Bei den Personenversicherungsunternehmen waren insbesondere korrespondierend zu der Entwicklung der Beitragseinnahmen sowie des Ergebnisses aus Kapitalanlagen und sonstigen Ergebnisses der Versicherungsunternehmen versicherungstechnische Rückstellungen zu bilden. Des Weiteren wurde der Zinszusatzrückstellung ein Betrag in Höhe von 827 Millionen Euro (Vorjahr: 626 Millionen Euro) zugeführt.
In der Übernommenen Rückversicherung wurde der Diskontierungszins, der in Großbritannien für die gerichtliche Festsetzung von Einmalzahlungen für versicherte Personenschäden anzuwenden ist, im Geschäftsjahr deutlich abgesenkt. Damit war ein belastender Effekt in Höhe von –111 Millionen
Euro verbunden. Zusätzlich ergab sich für diesen Geschäftsbereich eine Ergebnisbelastung in Höhe von insgesamt –205 Millionen Euro durch Naturkatastrophen wie Hurricanes Harvey, Irma und Maria sowie durch das Erdbeben in Mexiko.
Dem stand im Geschäftsjahr eine moderate Schadenentwicklung im Geschäftsbereich Schaden- und Unfallversicherungsgeschäft gegenüber.
Die Aufwendungen für den Versicherungsbetrieb haben um insgesamt +5,7 Prozent auf –2.595 Millionen Euro (Vorjahr: –2.454 Millionen Euro) in allen drei Geschäftsbereichen im Rahmen der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit zugenommen.
Das Ergebnis vor Steuern hat sich im Geschäftsjahr vor dem Hintergrund der oben genannten Einflussfaktoren um +114 Millionen Euro auf 795 Millionen Euro (Vorjahr: 681 Millionen Euro) erhöht.
Personalbericht und Nachhaltigkeit
Personalbericht
Die immer rascher fortschreitende Digitalisierung, die nahezu alle Lebensbereiche betrifft, erfordert auch eine kontinuierliche Weiterentwicklung des erfolgreichen Geschäftsmodells der genossenschaftlichen FinanzGruppe. Der professionelle Umgang mit neuen Medien und IT-Tools wird in den nächsten Jahren fest zum Anforderungsprofil eines jeden Bankmitarbeiters gehören, sodass sich Führungskräfte und Mitarbeiter auf die neuen Kompetenzanforderungen in einer Omnikanal-Bank vorbereiten müssen. Neue Tätigkeiten in der Bank werden an Bedeutung zunehmen, andere dagegen in den Hintergrund treten oder sogar ganz verschwinden. Für die Banken gilt es, entsprechend diesen veränderten Anforderungen ihren quantitativen und qualitativen Bedarf an Mitarbeitern zu planen. Mit Blick auf die sich verändernden Tätigkeiten, aber auch angesichts der notwendigen Optimierung des Filialnetzes kommt der Aufgabe eines systematischen Personalmanagements in der einzelnen Genossenschaftsbank eine zentrale Rolle innerhalb der Personalarbeit zu. Dabei kommt das Selbstverständnis eines regionalen Arbeitgebers ebenso zum Tragen wie die notwendige Zukunftsausrichtung der Bank.
Bereits im Jahr 2016 ist der notwendige Einstieg in eine vorausschauende Personalplanung erfolgt. Dieser Trend setzte sich im Geschäftsjahr fort: Die Mitarbeiterzahl sank bei konsequenter Nutzung der Altersfluktuation etwa um 2,5 Prozent, insgesamt betrug die Summe der bankwirtschaftlich Beschäftigten in den Unternehmen der genossenschaftlichen FinanzGruppe (DZ BANK: ohne Nachwuchskräfte) zum 31. Dezember 2017 177.248 Mitarbeiter (siehe Abbildung auf Seite 28).
Für den digitalen Wandel in der genossenschaftlichen FinanzGruppe sind eine fundierte Ausbildung und eine kontinuierliche Weiterbildung von Nachwuchskräften im eigenen Haus wichtige Faktoren für die Zukunftsfähigkeit. So spielt auch die Gewinnung der digitalaffinen Schulabgänger für die Ausbildung eine zentrale Rolle. Mit 6,7 Prozent liegt die Ausbildungsquote der Genossenschaftsbanken im Geschäftsjahr (siehe Abbildung auf Seite 30) weiterhin auf einem guten Niveau. Bereits im Jahr 2016 wurde next – das Azubi-Netzwerk ins Leben gerufen und im Geschäftsjahr erfolgreich etabliert. Mit next wurde nicht nur ein Netzwerk geschaffen, in dem
sich die Auszubildenden untereinander austauschen können. Es dient gleichzeitig der Rekrutierung neuer Auszubildender.
Mit 6,3 Prozent liegt die Nachwuchskräftequote der genossenschaftlichen FinanzGruppe im Geschäftsjahr auf einem hohen Niveau. Die genossenschaftliche FinanzGruppe kann sich nach wie vor mit ihrem Ausbildungs- und Traineeangebot auf einem – aus Arbeitgebersicht zunehmend enger werdenden Ausbildungsmarkt – gut gegenüber anderen Unternehmen behaupten. Sie zählt bei den Schülern seit Jahren durchgängig zu den gefragtesten Arbeitgebern in Deutschland und zu den Trägern des Qualitätssiegels „Deutschlands 100 Top-Arbeitgeber“. Das bestätigt die deutschlandweite und repräsentative Umfrage des Berliner Trendence Instituts „Schülerbarometer 2017/18“. Für viele junge Menschen ist die Option, nach beziehungsweise parallel zur Ausbildung einen akademischen Abschluss erwerben zu können, ein wichtiges Kriterium bei der Entscheidung für einen Arbeitgeber. So sind insbesondere die Studienangebote für Bachelor-Abschlüsse, die über die Bildungsanbieter der genossenschaftlichen FinanzGruppe bereitgestellt werden, für interessierte junge Mitarbeiter eine attraktive Möglichkeit, sich weiterzuqualifizieren.
Auch Hochschulabsolventen bieten Volksbanken, Raiffeisenbanken oder die genossenschaftliche Zentralbank vielfältige und attraktive Aufgaben und Karrieremöglichkeiten. Dass die Volksbanken und Raiffeisenbanken auch bei zukünftigen Hochschulabsolventen gut ankommen, bestätigen die Ergebnisse des „trendence Graduate Barometer – Deutschlands 100 Top-Arbeitgeber“. Bei dieser Umfrage konnte für 2018 erneut eine Platzierung unter den 100 Top-Arbeitgebern erreicht werden. Dies belegt auch die stabile Akademikerquote, die im Jahr 2017 bei 8,0 Prozent liegt (siehe Abbildung auf Seite 31).
Die genossenschaftliche FinanzGruppe ist sich bewusst, wie wichtig die zielgerichtete Qualifizierung der Mitarbeiter für den zukünftigen unternehmerischen Erfolg ist. Dies schafft die Voraussetzung, um die sich aus dem Wandel ergebenden Chancen zu nutzen. Vor diesem Hintergrund wurden entsprechende Weiterbildungsangebote, die sich an
den Veränderungen im Aufgaben- und Tätigkeitsfeld der Mitarbeiter orientieren, entwickelt. Neue Prozesse und Technologien erfordern noch stärker als bisher ein Konzept des „lebenslangen, selbstverantwortlichen Lernens“. Unterstützung erfahren die Mitarbeiter durch die vielfältigen Angebote der regionalen Verbände und genossenschaftlichen Akademien zur Aus- und Weiterbildung. Dass diese Zusammenarbeit Früchte trägt, zeigt sich nicht zuletzt in den langen Betriebszugehörigkeiten. Nahezu jeder dritte Mitarbeiter hält „seiner Bank“ seit mehr als 25 Jahren die Treue (siehe Schaubild „Dauer der Betriebszugehörigkeit“ auf Seite 29). Auch in Zukunft wird es das Ziel sein, die Attraktivität als moderner, zukunftsorientierter Arbeitgeber zu stärken, um die für den digitalen Wandel erforderlichen engagierten und leistungsbereiten Mitarbeiter für die Arbeit auf allen Ebenen der genossenschaftlichen FinanzGruppe begeistern zu können.
Zahl der Mitarbeiter*
* Genossenschaftliche FinanzGruppe Volksbanken Raiffeisenbanken.
Dauer der Betriebszugehörigkeit der Mitarbeiter
in Prozent
33,3 | 38,2 |
15,2 | 13,3 |
Ausbildungsquote*
in Prozent
* Volksbanken, Raiffeisenbanken, Zentralbank, Sparda, PSD.
Akademikerquote*
in Prozent
* Volksbanken, Raiffeisenbanken, Zentralbank, Sparda, PSD.
Nachhaltigkeitsbericht
Nachhaltigkeit – was heißt das?
Die Weltkommission für Umwelt und Entwicklung formulierte schon 1987: Nachhaltig ist eine Entwicklung, „die den Bedürfnissen der heutigen Generation entspricht, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen und ihren Lebensstil zu wählen“. Nachhaltigkeit ist aber nicht nur eindimensional in die Zukunft gerichtet, sondern umfasst mehrere Dimensionen: „Nachhaltig wirtschaften heißt in die Zukunft blicken und dabei soziale, ökologische und ökonomische Ziele austarieren“, erläutert der Leitfaden zum Deutschen Nachhaltigkeitskodex.
Genossenschaftsidee und Selbstverständnis
Vor rund 170 Jahren gingen aus den von Hermann Schulze-Delitzsch und Friedrich Wilhelm Raiffeisen entwickelten genossenschaftlichen Prinzipien der Selbsthilfe, Selbstverantwortung und Selbstverwaltung die Genossenschaftsbanken hervor. Als vielseitige Förderer ihrer jeweiligen Region führen die Genossenschaftsbanken die Ideen ihrer Gründerväter auch heute noch mit großer Überzeugung und in enger Verbindung zu den Menschen in der Region fort. In Erinnerung an ihren sehr prominenten Gründervater Friedrich Wilhelm Raiffeisen und um die von ihm so geprägten Wertvorstellungen zu würdigen, feiern alle Genossenschaftsbanken 2018 mit dem Raiffeisen-Jahr den 200. Geburtstag ihres Gründervaters. Schließlich sind die Ideen Raiffeisens heute lebendiger und aktueller denn je.
Nachhaltiges Handeln ist eine wesentliche Eigenschaft der Genossenschaftskultur. Dazu gehört, neben ökonomischen Sichtweisen auch ökologische, soziale und gesellschaftsrelevante Faktoren zu berücksichtigen. Als bewährte Partner beim langfristigen Aufbau eines stabilen wirtschaftlichen Erfolgs sind Genossenschaftsbanken tief in der Gesellschaft und in der Region vor Ort verankert. Genossenschaftsbanken haben sich zum Ziel gesetzt, wirtschaftlichen Erfolg mit verantwortungsbewusstem Handeln zu verbinden. Das bedeutet, Verantwortung für die positive Gestaltung gesellschaftlicher
Verhältnisse zu übernehmen. Prinzipien wie Respekt, Solidarität, Partnerschaftlichkeit, Demokratie, Subsidiarität, Regionalität, Selbstverantwortung sowie Hilfe zur Selbsthilfe spielen hierbei eine besondere Rolle. Nicht zuletzt die Hilfe zur Selbsthilfe war von Beginn der Genossenschaftsbewegung an darauf ausgelegt, die ökonomischen und damit auch gesellschaftlichen Umstände ihrer Mitglieder zu verbessern.
Die Übernahme ökologischer, ökonomischer und sozialer Verantwortung ist für viele Kunden mittlerweile ein wichtiges Entscheidungsmerkmal bei der Auswahl von Dienstleistern geworden. Verantwortungsvolles Handeln, die Integration von Nachhaltigkeitskriterien in transparente, effiziente Geschäftsprozesse und IT-Systeme sowie die optimale Verwendung begrenzt vorhandener Ressourcen sind Schlüsselfaktoren für den Erfolg der Genossenschaftsbanken.
Ökonomische Betrachtung
Bei der regelmäßigen Überprüfung der Nachhaltigkeitskriterien werden die Anforderungen an die Produkte kontrolliert und ergänzt. Effiziente Geschäftsprozesse werden durch die Umsetzung von Potenzialen aus der Digitalisierung, die das Verhalten der Mitglieder bestimmt, gefördert. Die im Zusammenhang mit der Digitalisierung bevorstehenden und zum Teil bereits eingetroffenen Veränderungsprozesse in den Banken erfordern eine Vorbereitung und Einbindung der Mitarbeiter. Zugleich gilt es, ihnen die erforderlichen neuen Kompetenzen zu vermitteln. Angemessene Fort- und Weiterbildungsprogramme flankieren dabei die Einführung neuer hochwertiger, nachhaltiger Produkte und Dienstleistungen.
Soziale Integration
Seit Jahren erleben Genossenschaftsbanken ein stetiges Mitgliederwachstum. Sie verzeichneten Ende 2017 etwa 18,5 Millionen Mitglieder. Über zwei Millionen neue Mitglieder kamen in den vergangenen zehn Jahren hinzu. Immer mehr Menschen und Unternehmen wollen nicht nur Kunde,
sondern auch Teilhaber ihrer Bank sein. So betreiben die Genossenschaftsbanken in Deutschland ihr Geschäft von einer sehr breiten Mitgliederbasis aus. Dabei wirken sie gut vernetzt tief in ihre Regionen hinein. Nach wie vor basiert das genossenschaftliche Geschäftsmodell dabei maßgeblich auf der Präsenz vor Ort und der Nähe zu den Kunden und Mitgliedern – natürlich in Verbindung mit einem leistungsfähigen vollumfänglichen Online-Angebot. Für diese Verfügbarkeit steht auch das flächendeckende Filialnetz. 11.108 Bankstellen werden bundesweit von den 915 Primärbanken betrieben. Die Primärbanken sind vor Ort erreichbar, wenn der Kunde sie braucht. Sie stehen ihm direkt und persönlich zur Seite. Das gilt längst nicht nur in wirtschaftlicher Hinsicht.
Die hohe Zahl von Genossenschaftsmitgliedern in Deutschland verdeutlicht: Das Modell der kooperativen Selbsthilfe und Selbstverantwortung vereint die Menschen, fördert individuelles Engagement und ermöglicht soziale, kulturelle und ökonomische Partizipation und Mitgestaltung. Der genossenschaftliche Grundgedanke ist es, Werte für Mitglieder zu schaffen, Vereine und Stiftungen umfassend zu unterstützen sowie regionale mittelständische Unternehmen zu finanzieren. Über die Förderung der Mitglieder und der regionalen Wirtschaft hinaus setzen sich die Volksbanken und Raiffeisenbanken in Deutschland in besonderem Maße für die Anliegen ihrer jeweiligen Region ein. Über 140 Millionen Euro lassen die Genossenschaftsbanken Jahr für Jahr an freiwilligen finanziellen Zuwendungen – zum Beispiel durch Spenden oder Sponsoring – den Menschen vor Ort zukommen. Der Großteil davon kommt Kindern und Jugendlichen sowie den Vereinen aus der Region zugute.
Das vielseitige Vereinsleben mit seiner breiten Mitgliederbasis passt zur regionalen Ausrichtung der Volksbanken und Raiffeisenbanken. Vereine sind in vielen Regionen Motoren des sozialen Miteinanders. Hier findet das Leben vor Ort statt. Aber auch öffentliche Einrichtungen wie Schulen oder Kindergärten sowie Kirchengemeinden oder andere religiöse Gemeinschaften werden von nahezu allen Kreditgenossenschaften regelmäßig und umfangreich unterstützt.
Das gesamte Stiftungsengagement der genossenschaftlichen Kreditinstitute beläuft sich auf über 300 Millionen Euro. Rund 30 Millionen Euro davon bringen sie für Gemeinschafts- und Bürgerstiftungen auf. Mit der Gründung und Unterstützung von Stiftungen schaffen die Kreditgenossenschaften verlässliche und nachhaltige Förderstrukturen. Zugleich setzen sie auf eine besonders dauerhafte Form der Förderung von regionalen Anliegen. Dieses Engagement passt zweifellos zu ihrem Selbstverständnis. Seit dem Jahr 2005 bis heute verdreifachten die Kreditgenossenschaften ihr Engagement in diesem Bereich. Überdies fördert knapp die Hälfte aller Volksbanken und Raiffeisenbanken Engagementprojekte ihrer Mitarbeiter während der Arbeitszeit. Weit über ein Drittel der Mitarbeiter der Genossenschaftlichen FinanzGruppe Volksbanken Raiffeisenbanken sind in ihrer Freizeit ehrenamtlich aktiv. Die Identifikation mit der Region reicht bei ihnen also oft über die Tätigkeit in den regionalen Finanzinstituten hinaus.
Ökologische Verantwortung
Bei Krediten an die Land- und Forstwirtschaft ist die genossenschaftliche FinanzGruppe mit großem Abstand Marktführer. Ein wesentlicher Treiber der Kreditnachfrage waren die Erneuerbaren Energien. Hier engagieren sich Genossenschaftsbanken stark bei Energiegenossenschaften oder unterstützen sie in der Startphase. Etliche Genossenschaftsbanken haben eigene Crowdfunding-Plattformen ins Leben gerufen, um regionale, gesellschaftlich relevante Projekte zu finanzieren.
Genossenschaftsbanken leisten so einen Beitrag zur lokalen Beschäftigung und sozialen Integration und setzen sich für die besonderen Anliegen ihrer jeweiligen Region ein. Sie sind Arbeitgeber in der Region für die Region und bieten somit auch in ländlichen Gebieten vielen Menschen eine berufliche Perspektive.
Zusammengefasster Chancen- und Risikobericht
Grundlagen
Die Genossenschaftliche FinanzGruppe Volksbanken Raiffeisenbanken war auch im Jahr 2017 wirtschaftlich erfolgreich und ist damit unverändert ein wesentlicher und stabiler Sektor in der deutschen Finanzwirtschaft. Der positive Geschäftsverlauf basiert insbesondere auf ihrem nachhaltig auf Kunden ausgerichteten Geschäftsmodell. Die Stabilität der gesamten genossenschaftlichen FinanzGruppe und das Vertrauen in die Bonität all ihrer Mitglieder werden durch die Sicherungseinrichtung des BVR (BVR-SE) und die BVR Institutssicherung GmbH (BVR-ISG) garantiert. Beide gemeinsam, jede in ihrem Funktions- und Aufgabenbereich, gewährleisten den Institutsschutz und bilden das Rückgrat des Risikomanagements der genossenschaftlichen FinanzGruppe.
Die folgende Beschreibung zum Risikomanagement orientiert sich an der Struktur und Funktionsweise des institutsbezogenen Sicherungssystems der genossenschaftlichen FinanzGruppe als primärer Ebene und bezieht als sekundäres Element das Risikomanagement der einzelnen Institute mit ein. Das Risikomanagement auf Ebene des Sicherungssystems fokussiert sich dabei im Wesentlichen auf die Prävention von Schieflagen einzelner Institute. Die Risikoberichterstattung umfasst grundsätzlich alle Gesellschaften des handelsrechtlichen Konsolidierungskreises. Der Konsolidierungskreis des Konsolidierten Jahresabschlusses ist somit umfassender im Vergleich zum aufsichtsrechtlichen Konsolidierungskreis und ist nicht auf die rechtlichen Mitglieder des Sicherungssystems begrenzt.
Risikomanagement in einer dezentralen Organisation
Institutsbezogenes Sicherungssystem der genossenschaftlichen Finanz Gruppe
Die Sicherungseinrichtung des BVR
Die Sicherungseinrichtung des BVR ist das älteste und vollständig ohne staatliche Unterstützung finanzierte Banken-Sicherungssystem in Deutschland. Dieses System hat seit den 1930er Jahren als Folge der damaligen Weltwirtschafts- und Bankenkrise stets sichergestellt, dass alle einbezogenen Banken ihren finanziellen Verpflichtungen – insbesondere gegenüber Privatkunden mit ihren Einlagen – nachkommen konnten. Damit ist die Sicherungseinrichtung der genossenschaftlichen FinanzGruppe das weltweit älteste ausschließlich privat finanzierte und betriebene Sicherungssystem für Banken. Sie unterliegt der Aufsicht und Überwachung durch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin).
Nach dem Inkrafttreten des Einlagensicherungsgesetzes (EinSiG) am 3. Juli 2015 und der dadurch erforderlich gewordenen Etablierung eines gesetzlich anerkannten Einlagensicherungssystems wird die Sicherungseinrichtung als zusätzliches freiwilliges institutsbezogenes Sicherungssystem gemäß §§ 2 Absatz 2, 61 EinSiG fortgeführt.
Zentrale und unveränderte Aufgabe der Sicherungseinrichtung ist die Sicherstellung der Stabilität der Mitgliedsinstitute durch die Abwendung drohender oder die Behebung bestehender wirtschaftlicher Schwierigkeiten bei den angeschlossenen Instituten sowie die Verhütung von Beeinträchtigungen des Vertrauens in die genossenschaftlichen Institute. Zur Bewältigung von in diesem Zusammenhang notwendigen Stützungsmaßnahmen stehen der Garantiefonds und der Garantieverbund zur Verfügung.
Die Sicherungseinrichtung hat 2017 ihre satzungsgemäßen Aufgaben als institutssichernde Einrichtung uneingeschränkt erfüllt. Am 31. Dezember 2017 gehörten der Sicherungseinrichtung des BVR insgesamt 926 (Vorjahr: 983) Institute der genossenschaftlichen FinanzGruppe an. Der Rückgang ist ausschließlich auf Verschmelzungen innerhalb der genossenschaftlichen FinanzGruppe zurückzuführen.
Die BVR Institutssicherung GmbH
Die BVR Institutssicherung GmbH (BVR-ISG) betreibt seit dem 1. Juli 2015 ein aufsichtsrechtlich anerkanntes institutsbezogenes Sicherungssystem im Sinne von Artikel 113 Absatz 7 der Verordnung (EU) Nr. 575/2013 für CRR-Kreditinstitute. Durch den Betrieb des institutsbezogenen Sicherungssystems erfüllt die BVR-ISG die ihr satzungsgemäß obliegende Aufgabe, drohende oder bestehende wirtschaftliche Schwierigkeiten bei den dem institutsbezogenen Sicherungssystem angehörigen Kreditinstituten im Sinne des Artikels 4 Absatz 1 Nummer 1 der Verordnung (EU) Nr. 575/2013 abzuwenden oder zu beheben (Institutsschutz). Zu diesem Zweck ergreift die BVR-ISG gegebenenfalls Präventiv- und Sanierungsmaßnahmen. Sofern die BaFin gemäß § 10 EinSiG den Entschädigungsfall eines dem BVR-ISG-Sicherungssystem angehörigen CRR-Kreditinstituts feststellt, entschädigt die BVR-ISG dessen Kunden nach Maßgabe der §§ 5 bis 16 EinSiG. Insofern erfüllt die BVR-ISG den gesetzlichen Einlagenschutz für die Kunden.
Zusammen mit der Sicherungseinrichtung des BVR bildet die BVR-ISG das duale Sicherungssystem der genossenschaftlichen FinanzGruppe. Dem BVR-ISG-Sicherungssystem gehören diejenigen CRRKreditinstitute an, die auch dem BVR angehören, der Sicherungseinrichtung angeschlossen und dem System durch eine Beitritts- und Verpflichtungserklärung beigetreten sind. Zum 31. Dezember 2017 waren dies 924 (Vorjahr: 981) CRR-Kreditinstitute und damit alle in Deutschland von der BaFin zugelassenen Genossenschaftsbanken.
Die BVR-ISG unterliegt gemäß § 50 Absatz 1 EinSiG der Aufsicht der BaFin sowie der Überwachung durch den Bundesrechnungshof hinsichtlich der Aufgaben bei der Einlegerentschädigung nach den §§ 5 bis 16 EinSiG und hinsichtlich der Finanzierung und Zielausstattung nach den §§ 17 bis 19 EinSiG.
Die Organisation und die Entscheidungsstrukturen der BVR-ISG entsprechen, soweit im Rahmen des EinSiG möglich, der bewährten Organisation und den Entscheidungsstrukturen der Sicherungseinrichtung. Zur Abwicklung des laufenden Geschäftsbetriebs greift die BVR-ISG auf Grundlage von Doppelarbeitsverhältnissen sowie eines Dienstleistungsvertrags auf das Personal des BVR zurück,
das die entsprechenden Tätigkeiten auch für die Sicherungseinrichtung wahrnimmt. Angesichts des langjährig erfolgreichen Betriebs der Sicherungseinrichtung gewährleistet dies, dass die BVR-ISG ihre Aufgaben als institutsbezogenes Sicherungssystem (einschließlich Klassifizierung, Beitragserhebung etc.) ordnungsgemäß erfüllen kann. Zur Abwicklung von potenziellen, noch nie eingetretenen und auch derzeit nicht erkennbaren Entschädigungsverfahren hat die BVR-ISG zudem einen externen Dienstleister beauftragt.
Schwerpunkt der Aktivitäten der BVR-ISG war 2017 die Erfüllung der satzungsgemäßen, gesetzlichen und regulatorischen Aufgaben. Die risikoorientierte Beitragserhebung, die den Leitlinien der Europäischen Bankenaufsicht (EBA) entspricht, und die Mittelverwaltung standen dabei ebenso im Mittelpunkt wie umfangreiche erste operative Stresstests sowie Vorbereitungen auf den sogenannten IPS-Sanierungsplan gemäß Mindestanforderungen an die Ausgestaltung von Sanierungsplänen (Ma- San). Im Verlaufe des gesamten Geschäftsjahres hat die BVR-ISG keine Maßnahmen für Einleger oder Banken ergreifen sowie auch keine Ausgleichszahlungen gemäß § 145 des Sanierungs- und Abwicklungsgesetzes (SAG) leisten müssen und blickt insofern auf ein sehr erfolgreiches Jahr 2017 zurück.
Risikoidentifikation und -analyse
Grundstrukturen
Die genossenschaftliche FinanzGruppe ist eine dezentrale Organisation von rechtlich selbstständigen Instituten, die über die Sicherungseinrichtung haftungsmäßig miteinander verbunden sind. Dieses dezentrale Element ist auch ein wesentlicher Unterschied zu Bankengruppen mit einer hierarchisch an der Spitze stehenden Obergesellschaft. Somit liegen die unternehmerischen Entscheidungskompetenzen auch in der Verantwortung jedes einzelnen Instituts und seiner unabhängigen Geschäftsleitungs- und Aufsichtsgremien. Aus dieser dezentralen Struktur leitet sich auch der Schwerpunkt des Risikomanagements der Sicherungseinrichtung des BVR ab. Der Schwerpunkt liegt insofern primär nicht auf der isolierten Analyse von einzelnen Risikoarten und ihrem Umfang, sondern sehr wesentlich auf der gesamthaften
Analyse der wirtschaftlichen Risikoträger, also der einzelnen Institute. Dieses methodische Grundverständnis stellt sicher, dass bei Feststellung einer geordneten Vermögens- und Risikolage und angemessener Ertragsverhältnisse eines jeden einzelnen Instituts somit auch das Gesamtsystem – also die gesamte genossenschaftliche FinanzGruppe – als Einheit wirtschaftlich geordnet ist.
Die Sicherungseinrichtung des BVR verfügt über verlässliche Systeme zur Risikoidentifikation und -einstufung sowie zur Risikoüberwachung all ihrer Mitglieder und des institutsbezogenen Sicherungssystems insgesamt. Basis der Risikoeinstufung bildet das seit 2003 praktizierte Klassifizierungssystem der Sicherungseinrichtung des BVR. Es handelt sich dabei um ein jahresabschlussbasiertes Ratingverfahren mit dem Ziel, einen vollständigen und transparenten Überblick über die Vermögens-, Ertrags- und Risikolage aller Mitglieder zu erlangen. Die Einstufung der Bank nach dem Klassifizierungsverfahren bildet zum einen die Grundlage für die Erhebung risikoadjustierter Garantiefondsbeiträge der Sicherungseinrichtung und ist zum anderen Ausgangspunkt für das Präventionsmanagement.
Die aus der Klassifizierung gewonnenen Erkenntnisse werden durch weitere Analysen und Daten ergänzt, insbesondere aus der Auswertung der Daten des sogenannten jährlichen Betriebsvergleichs. Dabei handelt es sich um einen Datenpool, den der BVR selbst bei seinen Mitgliedsinstituten erhebt und der im Wesentlichen auf Informationen des Rechnungsund Meldewesens der Institute basiert. Die Daten des jährlichen Betriebsvergleichs bilden die Grundlage für Analysen zur Feststellung und Untersuchung besonderer Auffälligkeiten anhand von Risikokennzahlen. Darüber hinaus entwickelt der BVR themenund risikobezogene Sonderanalysen (zum Beispiel Untersuchungen über die Auswirkungen der Niedrigzinsphase).
Nach Maßgabe ihrer risikoorientierten Vorgehensweise führt die Sicherungseinrichtung Einzelbankanalysen durch, die sich auf Institute erstrecken, die für das Sicherungssystem insgesamt von wirtschaftlich wesentlicher Bedeutung sind. Hierin werden auch die nicht klassifizierten Mitgliedsbanken einbezogen. Die Sicherungseinrichtung setzt dabei das
Konzept der Analyse großer Banken um. Damit trägt sie den Risiken aus der Größenklassenstruktur der angeschlossenen Institute Rechnung.
Für die Risikotragfähigkeit der Sicherungseinrichtung werden auf Basis verschiedener Stressszenarien mögliche Ausfallwahrscheinlichkeiten ermittelt und durch Monte-Carlo-Simulationen das mögliche Sanierungsvolumen berechnet. Hierfür werden szenariobezogene Klassifizierungen unter verschiedenen Annahmen (zum Beispiel Zinsentwicklungen, Verschlechterung der Bonitäten im Kundenkreditgeschäft) vorgenommen.
Klassifizierungsverfahren und Beiträge zur Sicherungseinrichtung
Mit dem Klassifizierungssystem werden die Banken anhand von acht Kennzahlen zur Vermögens-, Ertrags- und Risikolage einer der neun Bonitätsklassen A++ bis D zugeordnet. Dabei stützt sich das Klassifizierungssystem auf quantitative Kennzahlen, für die im Wesentlichen geprüfte Jahresabschlussdaten der Banken und Daten aus ihren Prüfungsberichten herangezogen werden. Mit diesen Daten wird die Sicherungseinrichtung durch die – für die jeweiligen Banken zuständigen – regionalen Prüfungsverbände IT-technisch versorgt.
In das Klassifizierungsverfahren werden grundsätzlich alle der Sicherungseinrichtung angeschlossenen Institute einbezogen. Hiervon ausgenommen sind nur wenige Institute, insbesondere die, die von einer externen Ratinggesellschaft eigenständig geratet werden, wie die Zentralbank mit ihren Tochterinstituten und die Münchener Hypothekenbank.
Grundlage des Klassifizierungsverfahrens 2017 war die Analyse der Jahresabschlussdaten 2016. Die leichte Verbesserung der Klassenverteilung auf Basis der Jahresabschlüsse 2016 gegenüber dem Vorjahr resultierte überwiegend aus einer leichten Stärkung der Vermögenslage bei nahezu konstanter Ertragslage. Während das Zinsergebnis einen leichten Rückgang verzeichnete, konnte das Provisionsergebnis konstant gehalten werden. Das Bewertungsergebnis im Kreditgeschäft verharrte weiterhin auf außergewöhnlich niedrigem Niveau. Außerordentlich wirkten im Geschäftsjahr 2016 eine erhöhte Zuschreibung zu den Beteiligungsbuchwerten nach Zentralbankfusion
sowie ein geringerer Aufwand für die Aufzinsung von Altersvorsorgeverpflichtungen. Die erwirtschafteten Jahresergebnisse wurden zur Stärkung der Vermögenslage, vorrangig des Kernkapitals, genutzt.
Für das Jahr 2017 leisteten die Institute, die gleichzeitig Mitglied der BVR-ISG sind, einen Beitrag zum Garantiefonds der Sicherungseinrichtung mit einem Satz von 0,36 Promille der Bemessungsgrundlage (Vorjahr: 0,4 Promille) unter Berücksichtigung der individuellen Abschläge beziehungsweise Zuschläge aus der Klassifizierung. Für die übrigen Mitgliedsinstitute lag der Beitragssatz bei 0,828 Promille der Bemessungsgrundlage.
Risikosteuerung und -überwachung
Präventionsmanagement
Ziel des Präventionsmanagements ist es, wirtschaftliche Fehlentwicklungen frühzeitig zu identifizieren und ihnen entgegenzuwirken, um somit zur präventiven Abwendung von Stützungsmaßnahmen beizutragen. Dafür werden mit allen infrage kommenden Banken die vorhandenen Daten und weitere Informationen analysiert und auf der Basis ergänzender Gespräche mit dem Management der Banken adäquate Maßnahmen vereinbart, die zu einer Stabilisierung und Verbesserung der geschäftlichen Entwicklung dieser Banken führen sollen.
Die Ergebnisse aus dem Klassifizierungsverfahren bilden die Basis für das systematische Präventionsmanagement der Sicherungseinrichtung. In das Präventionsmanagement werden alle Banken aufgenommen, bei denen auf der Basis ihres Jahresabschlusses ein Klassifizierungsergebnis von B– oder schlechter ausgewiesen wird. Jedoch sind in den vergangenen Jahren immer stärker andere Kennzahlen und Daten hinzugezogen worden, um bei den Instituten Auffälligkeiten in der Früherkennung zu identifizieren; hierzu zählen im Berichtsjahr 2017 insbesondere die auch der Sicherungseinrichtung in vollem Umfang vorliegenden Informationen aus der zweiten Niedrigzinsumfrage der Deutschen Bundesbank sowie aus dem Meldewesen der Banken.
Die der Prävention vorgeschaltete Phase des Monitorings von auffälligen Instituten leistet einen
kontinuierlich wichtiger werdenden Beitrag zur frühzeitigen Analyse von Instituten. Hierbei wurden im Berichtsjahr 2017 erneut auch solche Institute überwacht, bei denen keine Indizien für Risiken vorlagen, die aber aufgrund der schieren Bilanzsumme ein potenziell größeres Risiko darstellen können. Somit verstärkt sich die nachhaltige Tendenz zur Verschiebung der Arbeitsschwerpunkte der Sicherungseinrichtung weg von der Sanierung hin zum – um das Monitoring erweiterten – systematisch ganzheitlichen Präventionsmanagement.
Sanierungsmanagement
Die Tätigkeit der Sicherungseinrichtung bei Sanierungen von Mitgliedsinstituten hat zunächst unverändert die Aufstellung eines testierfähigen Jahresabschlusses durch Gewährung von Sanierungsmaßnahmen zum Ziel. Im Anschluss wird über die vertragliche Vereinbarung adäquater Maßnahmen die Wiedererlangung der Zukunftsfähigkeit der einzelnen Bank – unter Wahrung der Interessen aller Mitglieder der Solidargemeinschaft – sichergestellt.
Grundlage für die Gewährung und Durchführung von Sanierungsmaßnahmen ist das „Handbuch für zukunftsfähiges Bankmanagement – Leitlinien für die Neuausrichtung und Restrukturierung von Genossenschaftsbanken“. Die in diesem Handbuch dokumentierten Grundsätze bilden für die betroffenen Banken eine Leitlinie für die Wiedererlangung wettbewerbsfähiger Strukturen unter anderem bei der Sanierung und zeigen auf, wie die Wiederherstellung ihrer Grundrentabilität konzeptionell erreicht werden kann. Ziel ist es, diese Sanierungsphase spätestens nach fünf Jahren zu beenden. Daneben wendet sich das Handbuch der Sicherungseinrichtung explizit auch an Präventionsbanken sowie grundsätzlich ebenfalls an alle Institute mit selbst identifiziertem Neuausrichtungsbedarf. Die BVR-SE hat die Überarbeitung dieses Handbuches per Jahresmitte 2017 zum Abschluss gebracht; alle Institute haben das neue Handbuch erhalten.
Die positive Entwicklung der Sicherungseinrichtung im Sanierungsbereich hat sich auch im Berichtsjahr weiter fortgesetzt. Im Geschäftsjahr 2017 sind erneut keine erstmaligen Stützungsmaßnahmen erforderlich gewesen. Die Belastungen entfielen ausschließlich auf Altfälle, bei denen bereits abgeschirmte
Risiken akut geworden sind oder insoweit Risikovorsorge im Jahresabschluss der Sicherungseinrichtung gebildet wurde. Da die BVR-SE 2017 auch bei der Abarbeitung und Finalisierung von Altfällen erfolgreich einen Schwerpunkt gesetzt hat, war die Sanierungstätigkeit im Berichtsjahr materiell kaum noch nennenswert. Die abzuschirmenden Sanierungsvolumina lagen in Summe nicht nur signifikant unter der erwarteten Höhe, sondern netto erneut deutlich unterhalb der Rückführungen aus Besserungsschein- und sonstigen Freistellungsverpflichtungen. Dies führte insgesamt wiederholt dazu, dass die Substanz des dualen genossenschaftlichen Institutssicherungssystems mit der Sicherungseinrichtung und der BVR-ISG im Jahr 2017 weiter gestärkt und der Bestand an gesetzlichen Garantiefondsmitteln weiter ausgebaut werden konnte.
Ausblick für die Sicherungseinrichtung des BVR und die BVR Institutssicherung GmbH
Wirtschaftlich erwartet die Sicherungseinrichtung für das Jahr 2018 eine weiterhin positive Entwicklung. Materiell bedrohliche, aus dem statutarisch definierten Auftrag resultierende Szenarien für die Stabilität der Sicherungseinrichtung sind derzeit nicht erkennbar. Für 2018 ist – auch vor dem Hintergrund einer weiterhin robusten Lage der Binnenwirtschaft – kein Anstieg der Stützungsleistungen zu erwarten. Auch daher plant die Sicherungseinrichtung für das Jahr 2018 keine wesentlichen Veränderungen des Garantiefondskapitals bei der Sicherungseinrichtung des BVR, zumal der Mittelaufbau im dualen genossenschaftlichen Sicherungssystem bis auf Weiteres primär im BVR-ISG-Sicherungssystem zur Erreichung der erforderlichen Zielausstattung gemäß § 17 Absatz 2 EinSiG erfolgen soll.
Bereits in der Sitzung am 21. November 2017 hat der Verbandsrat des BVR für 2018 für die Institute, die gleichzeitig dem BVR-ISG-Sicherungssystem angehören, einen Beitrag zum Garantiefonds der Sicherungseinrichtung in Höhe von 0,36 Promille der Bemessungsgrundlage beschlossen. Für die übrigen Mitgliedsinstitute wurde der Beitrag auf 0,828 Promille der Bemessungsgrundlage beziehungsweise
das 2,07-Fache des Grundbeitragssatzes (0,4 Promille) festgesetzt. Damit bleiben die Beitragssätze konstant.
Für die BVR-ISG steht auch im Jahr 2018 weiterhin die Umsetzung von neuen aufsichtsrechtlichen Anforderungen wie der Erstellung von Sanierungsplänen im Sinne der §§ 12 bis 20 des Sanierungs- und Abwicklungsgesetzes (SAG) an; wir erwarten für 2018 das Inkrafttreten der damit korrespondierenden MaSan-Verordnung. Darüber hinaus sind im Rahmen der indirekten und sektoralen Aufsicht der Europäischen Zentralbank (EZB) neue Meldepflichten, insbesondere erweiterte und verstärkte Anforderungen auf Ebene der genossenschaftlichen FinanzGruppe, umzusetzen. Hier erwartet die Sicherungseinrichtung noch weitere Themenfelder im Zusammenspiel mit nationalen und internationalen Institutionen wie der Bundesanstalt für Finanzmarktstabilisierung (FMSA), der Europäischen Abwicklungsbehörde (SRB), der EBA oder EU-Kommission, die sowohl die Sicherungseinrichtung als auch die BVR-ISG betreffen können.
Kapitalmanagement
Aufsichtsrechtliches Kapitalmanagement
Der Konsolidierte Jahresabschlusses der genossenschaftlichen FinanzGruppe gibt einen umfassenden Überblick über die wesentlichen Eigenkapitalkennziffern, insbesondere die konsolidierten aufsichtsrechtlichen Kapitalquoten. Diese Kapitalquoten werden nach den Vorgaben der CRR im Rahmen der Erweiterten Zusammenfassungsrechnung (EZR) gemäß Artikel 49 Absatz 3 in Verbindung mit Artikel 113 Absatz 7 CRR ermittelt. Die Angaben zu den aufsichtsrechtlichen Kapitalquoten beziehen sich auf den Meldestichtag 31. Dezember 2017 und beinhalten nicht die Gewinnthesaurierung aus dem Jahresabschluss 2017. Die Thesaurierung erfolgt nach der institutsindividuellen Gremienzustimmung und wird zu einer weiteren wesentlichen Stärkung der Kapitalbasis der Gruppe führen.
Die aufsichtsrechtliche Gesamtkapitalquote der genossenschaftlichen FinanzGruppe beträgt per 31. Dezember 2017 16,0 Prozent (per 31. Dezember 2016: 16,1 Prozent). Insgesamt haben sich die regulatorischen Eigenmittel um 5,5 Milliarden Euro auf 97,7 Milliarden Euro erhöht. Die Erhöhung der Eigenmittel resultiert im Wesentlichen aus der Gewinnthesaurierung durch die Primärbanken.
Die Kernkapitalquote zeigt sich mit 13,4 Prozent (per 31. Dezember 2016: 13,1 Prozent) verbessert. Unter Berücksichtigung der gebildeten §-340f-HGB-Reserven als Kernkapital beträgt die Kernkapitalquote 15,6 Prozent (per 31. Dezember 2016: 15,4 Prozent). Das Kapital der genossenschaftlichen FinanzGruppe wird im Wesentlichen durch die Primärinstitute gehalten.
Der Gesamtrisikobetrag per 31. Dezember 2017 beträgt 611,5 Milliarden Euro (per 31. Dezember 2016: 572,5 Milliarden Euro). Der Anstieg um 6,8 Prozent ist durch das Wachstum des Kundenkreditgeschäfts, sowohl im Privat- als auch im Firmenkundensegment, geprägt.
Auf Einzelinstitutsebene analysiert die Sicherungseinrichtung fortlaufend die aufsichtsrechtlichen Eigenmittelquoten der Mitgliedsbanken. Für die jederzeitige Erfüllung der bankaufsichtsrechtlichen Anforderungen, inklusive bankindividueller
Zuschläge (zum Beispiel Zinsänderungsrisiko, sonstige wesentliche Risiken bzw. Stresstestergebnisse), sind die Institute selbst verantwortlich. Die Kapitalausstattung der einzelnen Institute in der genossenschaftlichen FinanzGruppe zum Meldestichtag 31. Dezember 2017 zeigt sich im Vergleich zum 31. Dezember 2016 weiterhin solide, wie die Grafik auf Seite 44 verdeutlicht.
Mit einem bilanziellen Eigenkapital in Höhe von 104,4 Milliarden Euro (per 31. Dezember 2016: 98,6 Milliarden Euro) verfügt die genossenschaftliche FinanzGruppe über eine solide Kapitalausstattung. In den letzten Jahren konnte die Kapitalausstattung kontinuierlich aus eigener Kraft durch Gewinnthesaurierung weiter ausgebaut werden. Diese Entwicklung belegt das tragfähige Geschäftsmodell der genossenschaftlichen FinanzGruppe mit breiter Risiko- und Ertragsdiversifizierung.
Auch die auf Ebene des institutsbezogenen Sicherungssystems per 31. Dezember 2017 ermittelte risikounabhängige Verschuldungsquote (Leverage Ratio) dokumentiert mit einem Wert von 6,8 Prozent (per 31. Dezember 2016: 6,3 Prozent) die überdurchschnittliche Kapitalausstattung der genossenschaftlichen FinanzGruppe. Unter Berücksichtigung der §-340f- HGB-Reserven als Kernkapital und vollständiger Einführung der einschlägigen CRR-Bestimmungen beträgt die Leverage Ratio 7,7 Prozent (per 31. Dezember 2016: 7,3 Prozent). Die Gesamtrisikoposition für die Verschuldungsquote erhöhte sich im Vorjahresvergleich um 2,0 Prozent auf 1.218,5 Milliarden Euro.
Ökonomisches Kapitalmanagement
Das Risikokapitalmanagement ist eine zentrale Aufgabenstellung der einzelnen Institute vor Ort. Seine Ausgestaltung hat sich – gemäß den Mindestanforderungen an das Risikomanagement (MaRisk) – an der Komplexität, dem Umfang der Geschäftsaktivitäten und der Bankgröße zu orientieren. Zur prozessualen Unterstützung erhalten die Banken über die VR Control Konzepte und die VR Control Software entsprechende Unterstützungsleistungen.
Das Risikokapitalmanagement ist dabei einerseits von den betriebswirtschaftlichen Anforderungen
an eine optimale Allokation des Risikokapitals auf verschiedene Risikoklassen unter Rendite-/Risikogesichtspunkten geprägt und andererseits von den neuen Anforderungen des Internal Capital Adequacy Assessment Process (ICAAP) gekennzeichnet. Eine entsprechende ganzheitliche Konzeption ist vom BVR im Projekt VR Control Update geschaffen worden und wird 2019 den Banken bereitgestellt.
Auf der betriebswirtschaftliche Ebene gehen dabei die regelmäßig wesentlichen Risikoklassen der Volksbanken und Raiffeisenbanken Zins und Kreditrisiko in das Optimierungskalkül ein. Entsprechend dem Grundkonzept der Kapitalmarkttheorie können bei gegebenen Rendite-/Risikozahlen der jeweiligen Klasse und der Korrelationen Kombinationen gefunden werden, die im Gesamtportfolio eine optimale Relation auf Gesamtbankebene sicherstellen.
Neben diesen betriebswirtschaftlichen Überlegungen hat die Bankenaufsicht in einem eigenen Verfahren (Supervisory Review and Evaluation Process – SREP) die Risikomessung der ersten Säule ergänzt und ein System bankindividueller Zuschläge für das Zinsänderungsrisiko und für die sogenannten sonstigen wesentlichen Risiken sowie einen Zuschlag für den Stressfall berechnet. Auch im Geschäftsjahr bewegten sich die Zuschläge in einer für die Banken darstellbaren Größenordnung, wobei die Zuschläge für die sonstigen wesentlichen Risiken gegenüber dem Vorjahr deutlich abgenommen haben.
Die Berechnung der Risikotragfähigkeit, die bislang in der zweiten Säule stark auf dem sogenannten Fortführungsansatz beruhte, erfährt eine deutliche Veränderung. Künftig wird die Risikotragfähigkeit aus zwei Säulen bestehen. In der normativen Perspektive soll die Bank alle vorgegebenen gesetzlichen Bestimmungen zur Risikotragfähigkeit bestimmen und eine mehrjährige Kapitalplanung mit einem adversen Szenario erstellen. In der zweiten Säule wird aus einer rein ökonomischen Sicht das Kapital der Bank bewertet und ihm das entsprechende Risikoprofil gegenübergestellt. Beide Säulen sollen miteinander kommunizieren. Zielsetzung ist es, den Fortbestand der Bank sicherzustellen.
Mit dem neuen Leitfaden der nationalen Bankenaufsicht, der sich an der Vorgehensweise der EZB für den Single Supervisory Mechanism (SSM) orientiert, werden sich die Banksteuerung und das Risikomanagement in den Instituten verändern. Die Institute werden nicht nur zusätzliche Berechnungen durchführen, sondern auch eine neue verzahnte
Sichtweise auf ihre jeweiligen Risiken durch den Abgleich der beiden Säulen entwickeln müssen. Die ökonomische, wertorientierte Sichtweise wurde bislang nur von einem geringen Teil der Institute angewendet. Die Verbände, die Rechenzentrale und die DZ BANK werden den Migrationsprozess in den Banken unterstützen.
Ratings der genossenschaftlichen Finanz Gruppe
Die Ratings der genossenschaftlichen FinanzGruppe waren 2017 auf hohem Niveau unverändert stabil. Die Agenturen Standard & Poor’s und Fitch Ratings beurteilen die genossenschaftliche FinanzGruppe jeweils mit AA–. Die Solidität dieser Ratingeinschätzungen basiert allein auf der wirtschaftlichen Stärke der genossenschaftlichen FinanzGruppe ohne eine externe Unterstützungsannahme. Die Ratingagenturen begründen ihre positive Einschätzung mit dem nachhaltig erfolgreichen, auf das Privat- und Firmenkundengeschäft ausgerichteten Geschäftsmodell. Die Refinanzierung des Geschäftsmodells basiert auf Kundeneinlagen und ist somit strukturell nachhaltig gesichert. Die jederzeitige Liquidität ist durch einen umfangreichen und diversifizierten Bestand an marktgängigen Wertpapieren in Verbindung mit dem Liquiditätsausgleich innerhalb der genossenschaftlichen FinanzGruppe gewährleistet. Die Kapitalausstattung wird als überdurchschnittlich stark bewertet. Die Agenturen heben die Fähigkeit und Neigung der genossenschaftlichen FinanzGruppe hervor, Kapital aus eigener Kraft durch Gewinnthesaurierung zu bilden. Die granulare Kreditstruktur und der Anteil an Hypothekarkrediten aus dem Retailgeschäft prägen die insgesamt hohe Qualität des Kundenkreditgeschäfts. Die Sicherungseinrichtung des BVR wird von den Agenturen als Bindeglied und wesentlicher Teil des Risikomanagements innerhalb der genossenschaftlichen FinanzGruppe betrachtet.
Verteilung der Gesamtkapitalquote in der genossenschaftlichen FinanzGruppe*
Anteil der Institute in Prozent
––––– 2016
––––– 2017
Gesamtkapitalquote bis … Prozent
* Stand: 31.12.2017
Kredit-, Marktpreis- und Liquiditätsrisiken sowie operationelle Risiken
Kreditrisiko
Aufgrund des hohen Kreditvolumens im Kundengeschäft ist das Kreditrisiko die wichtigste Risikokategorie der Genossenschaftsbanken. Mittels umfangreicher, hochwertiger Verfahren zur Risikomessung steuern die Genossenschaftsbanken ihre Kreditrisiken effizient und nachhaltig. Zur Einschätzung der Bonität einzelner Kreditnehmer nutzen die Genossenschaftsbanken die entsprechenden segmentspezifischen VR Ratingverfahren, die einer laufenden zentralen Validierung nach hochwertigen Marktstandards unterzogen werden. Zur Messung der Risiken auf Portfolioebene kommen Portfoliomodelle, die ebenfalls einer permanenten Überprüfung sowohl auf Gesamtmodellebene als auch auf Parameterebene unterzogen werden, bei dem überwiegenden Teil der Banken insbesondere bei der Risikotragfähigkeitsbetrachtung zum Einsatz.
Im Mittelpunkt der strategischen Ausrichtung der genossenschaftlichen FinanzGruppe stehen das ertragsorientierte Eingehen von Risiken unter Berücksichtigung des Eigenkapitals sowie eine vorsichtige Kreditpolitik. Die Kreditvergabe der Genossenschaftsbanken bewegt sich in konservativem Rahmen. Dabei spielen die Kundenkenntnis und die kundenseitige Tragbarkeit der Verpflichtungen eine zentrale Rolle. Das Kundenkreditgeschäft der genossenschaftlichen FinanzGruppe ist insgesamt durch eine granulare Kreditstruktur und einen hohen Anteil an Hypothekenkrediten gekennzeichnet. Die Granularität und die weitgehende regionale Diversifizierung der Geschäftstätigkeit der genossenschaftlichen Finanz-Gruppe begrenzen Risikokonzentrationen.
Im Geschäftsjahr 2017 konnte die genossenschaftliche FinanzGruppe einen deutlichen Zuwachs im Kreditgeschäft verzeichnen. Die Forderungen an Kunden erhöhten sich gegenüber 2016 um 3,9 Prozent. Ein wesentlicher Wachstumstreiber waren erneut die langfristigen Baufinanzierungen. Die Kreditvergabe der Genossenschaftsbanken in der Wohnungsbaufinanzierung profitierte von dem günstigen gesamtwirtschaftlichen Umfeld. Das Niedrigzinsniveau, die gute Beschäftigungssituation
und steigende Einkommen der privaten Haushalte führten insgesamt zu einer hohen Nachfrage nach Immobilienkrediten. Allerdings setzte sich 2017 der Anstieg der Wohnimmobilienpreise in Deutschland fort. Im Durchschnitt über alle 402 Stadt- und Landkreise verzeichneten die Preise für Wohnimmobilien einen Anstieg von 5,4 Prozent (Vorjahr: 4,8 Prozent). Besonders hoch waren die Zuwächse in den Ballungszentren, die Preisentwicklungen in den ländlichen Gebieten fielen jedoch moderat aus, sodass insgesamt von einem in der Breite stabilen Immobilienmarkt gesprochen werden kann.
Um die Mitgliedsinstitute in der Überwachung der regionalen Märkte zu unterstützen, hat der BVR gemeinsam mit der vdpResearch GmbH ein Marktschwankungskonzept auf Postleitzahlenebene entwickelt: das BVR-Immobilienmarkt-Monitoring. Die Messungen von Marktschwankungen anhand des BVR-Immobilienmarkt-Monitorings ergänzen das Marktschwankungskonzept der Deutschen Kreditwirtschaft auf regionaler Ebene. Somit können die Genossenschaftsbanken ihre relevanten Märkte räumlich zutreffend bestimmen und die aufsichtsrechtlichen Anforderungen besser erfüllen.
Das Wachstum im Firmenkundengeschäft wurde überwiegend durch die Kreditvergabe an das Dienstleistungsgewerbe, das Baugewerbe sowie Unternehmen aus dem Bereich Energie und Bergbau getragen. Aufgrund ihrer regionalen Verankerung nehmen die Kreditgenossenschaften eine starke Marktposition im Wirtschaftsbereich Erneuerbare Energien ein und begleiten finanziell Unternehmensvorhaben sowohl zur Erhöhung der Energieeffizienz als auch zur Erzeugung von regenerativen Energien.
Der Risikovorsorgeaufwand im Kreditgeschäft stieg im Geschäftsjahr auf –576 Millionen Euro (Vorjahr: –522 Millionen Euro) leicht an. Ursächlich hierfür war im Wesentlichen eine höhere Risikovorsorgebildung für Engagements im Altbestand der Schiffs- und Offshore-Finanzierung vor dem Hintergrund des in vielen Segmenten der Schifffahrt anhaltenden Abschwungs und der ölpreisbedingt schwierigen Rahmenbedingungen an den Offshore-Märkten.
Trotz der belastenden Effekte blieb der Risikovorsorgeaufwand mit einer Quote von 0,07 Prozent des Volumens an Kunden- und Bankenforderungen (von insgesamt 812.922 Millionen Euro) weiterhin auf niedrigem Niveau. In der Zusammenfassung betreiben die Genossenschaftsbanken ihr Kreditgeschäft in geordneten Verhältnissen.
Marktpreisrisiko
Zinsänderungsrisiken haben einen wesentlichen Einfluss auf die Ertragslage der Banken. Aufgrund des anhaltend niedrigen Zinsniveaus fiel das positive Zinsergebnis der genossenschaftlichen FinanzGruppe im Jahr 2017 um 1,0 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Gemäß Analyse wird wie in den Vorjahren der größte Teil des Zinsergebnisses durch Konditionsbeiträge im Kundengeschäft erzielt. Aufgrund anhaltender Niedrigzinsen und steigenden Wettbewerbs um Einlagen rechnen die Kreditinstitute künftig mit niedrigeren Zinsmargen. Zudem besteht weiterhin das Risiko, dass sich bei einer Zinswende auf den Finanzmärkten die Refinanzierungskosten erhöhen werden.
Das Zinsänderungsrisiko spielt neben den Kreditrisiken eine wichtige Rolle in den meisten Genossenschaftsbanken. Sowohl eine weiter anhaltende Niedrigzinsphase als auch ein rascher und deutlicher Zinsanstieg könnte die Banken vor große Herausforderungen stellen. Diesem Sachverhalt trägt die Aufsicht durch entsprechende Regulierungsaktivitäten Rechnung. So hat der Basler Ausschuss für Bankenaufsicht 2016 die neuen Standards „Interest rate risk in the banking book“ veröffentlicht, die 2018 in Kraft treten. Die EBA-Leitlinien zur „Steuerung des Zinsänderungsrisikos im Anlagebuch“ gelten seit Anfang 2016. Beiden Papieren ist gemein, dass sie die Abbildung der Zinsänderungsrisiken im Anlagebuch zwar weiterhin in Säule 2 sehen, jedoch ein verstärktes Augenmerk auf die Qualität und Konsistenz der Zinsänderungsrisikosteuerung in den Instituten legen. Für den Fall, dass die interne Steuerung den Anforderungen der Aufsicht nicht genügt, beschreiben die neuen Basler Standards ein Standardmodell, dessen Anwendung der Aufseher fordern kann.
Die Sicherungseinrichtung überwacht die Angemessenheit der Zinsänderungsrisiken der Mitgliedsinstitute, unter anderem durch Simulationsrechnungen des Zinsergebnisses. Aus diesen Simulationen kann geschlossen werden, dass die Kreditgenossenschaften auch zukünftig ein nachhaltig angemessenes Ergebnis erzielen. Hierzu tragen insbesondere auch die entsprechenden Steuerungsmaßnahmen der Institute bei.
Mit der Umsetzung der neuen Basler Standards „Interest rate risk in the banking book“ wird auch das aufsichtsrechtliche „Prüfkriterium“ auf Basis von sechs statt bisher zwei Zinsszenarien ermittelt. Es wird eine zentrale Rolle bei der Ermittlung des SREP-Zuschlags für Zinsänderungsrisiken im Anlagebuch spielen.
Liquiditätsrisiko
Die genossenschaftliche FinanzGruppe zeichnet sich seit Jahren durch eine als verlässlich und krisenresistent anzusehende Liquiditätsstruktur aus. Die Loan to Deposit Ratio der genossenschaftlichen Finanz-Gruppe liegt bei 95 Prozent. Grundlage hierfür ist die stabile und eher kleinteilige Geschäftsstruktur der Banken, die sich diversifizierend und im Ergebnis risikomindernd auswirkt, sowie vor allem die traditionell ausgeprägte Finanzierung der Institute über Kundeneinlagen. Die Kundschaft honoriert damit die Wirksamkeit der Institutssicherung, die die Sicherungseinrichtung des BVR und die BVR Institutssicherung GmbH insbesondere zum Zweck des Einlagenschutzes betreiben.
Die Primärinstitute geben einen Teil ihrer Kundeneinlagen als Überschussliquidität an die DZ BANK AG als ihr Zentralinstitut weiter. Die DZ BANK erhält darüber einerseits einen indirekten Zugang zu stabilen Refinanzierungsmitteln aus Retail-Einlagen, und andererseits decken Primärinstitute mit Liquiditätsbedarf ihn bei ihrem Zentralinstitut. Die DZ BANK bündelt somit Liquiditätsüberschüsse der Einzelinstitute und gleicht strukturelle Unterschiede in der Liquiditätsausstattung einzelner Primärinstitute aus.
Innerhalb des Netzwerks der Primärbanken und Verbundunternehmen stellt die DZ BANK als genossenschaftliche Zentralbank einen Liquiditätsausgleich sicher.
Die Sicherstellung der kurzfristigen Zahlungsfähigkeit einer Bank wird mit der Liquidity Coverage Ratio (LCR) gemessen. Die Banken sind gehalten, eine ausreichend hohe Liquiditätsvorsorge vorzuhalten. Zum Stichtag 31. Dezember 2017 liegt der Wert für die LCR im Median aller genossenschaftlichen Institute bei 161 Prozent (per 31. Dezember 2016: 156 Prozent).
Operationelles Risiko
Die eingerichteten Systeme und internen Verfahren der Genossenschaftsbanken dienen der Reduktion von operationellen Risiken, die zu Verlusten infolge der Unangemessenheit oder des Versagens von internen Verfahren und Systemen, Menschen oder infolge externer Ereignisse führen können.
Den operativen Risiken wird mit unterschiedlichen Maßnahmen begegnet. Dazu zählen Arbeitsanweisungen, Funktionstrennungen, die Verwendung von einheitlichen und rechtlich geprüften Vertragsvordrucken sowie der Einsatz von Sicherheits-, Compliance-, Datenschutz- und Geldwäschebeauftragten. Für den Ausfall technischer Einrichtungen und unvorhergesehene Personalausfälle besteht eine Notfallplanung.
Interne Kontrollverfahren gewährleisten, dass wesentliche operationelle Risiken regelmäßig identifiziert, analysiert und beurteilt werden. Anhand von Leitfäden können die Institute ein systematisches Risk Assessment nach Marktstandards durchführen. Schadenfälle werden in einer Datenbank erfasst. Auf Basis der Ergebnisse der Schadensfallanalysen werden gegebenenfalls interne Abläufe angepasst beziehungsweise präventive Schutzmaßnahmen implementiert.
Die Messung operationeller Risiken erfolgt vor dem Hintergrund des jeweiligen Geschäftsmodells des Instituts. Dominierend ist die Quantifizierung in Form eines plausiblen Pauschalbetrags oder auf Basis historischer Schadensdaten teilweise erweitert durch VaR-Ansätze. Laut Analyse werden die im Rahmen ihrer individuellen Risikosteuerung von den Instituten vergebenen Limits regelmäßig eingehalten.
Chancen und Chancenmanagement
Die Mitgliedschaft der Kunden ist ein typisches Merkmal des Geschäftsmodells der Genossenschaftsbanken, das sich gut für die Vermittlung genossenschaftlicher Werte eignet. Sie bietet den Genossenschaftsbanken die Chance, sich von den Wettbewerbern anderer Bankengruppen abzugrenzen. Die Differenzierung von den Wettbewerbern drückt sich in einer unverändert hohen Kundenreichweite aus. Eine intensive Kundenbindung führt zu betriebswirtschaftlich messbaren Vorteilen wie Ertragssteigerungen der Genossenschaftsbanken und Sicherung der Marktanteile.
Das Geschäftsmodell der Genossenschaftsbanken stellt, auch in der digitalen Welt, den Menschen mit seinen Zielen und Wünschen in den Mittelpunkt. Die sich verändernden Wettbewerbsbedingungen durch die Digitalisierung wird die genossenschaftliche FinanzGruppe mittels der „Digitalisierungsoffensive“ für das Privat- und Firmenkundengeschäft in den nächsten Jahren aktiv angehen.
Mit der Umsetzung der Initiativen aus dem Projekt „KundenFokus 2020“ wird dem veränderten Kundenverhalten Rechnung getragen und das Geschäftsmodell in diesem Sinne angepasst und gestärkt. Der persönliche Kontakt bleibt dabei nach wie vor zentraler Bestandteil der Kundenbeziehung. Hinzu kommen Aspekte wie eine hochwertige Beratung und die Entscheidungsmöglichkeit für Kunden, wie sie mit ihrer Bank kommunizieren möchten. Die genossenschaftliche FinanzGruppe schafft hierfür effiziente Zugangswege und ermöglicht es ihren Mitgliedern, alle Informationen und Services auf allen relevanten Kanälen integriert zu nutzen – seien sie nun stationär oder digital.
Mithilfe der Digitalisierung, die zunehmend das Verhalten der Mitglieder bestimmt, kann auch die Kostensituation der Banken verbessert werden. Durch die Vermarktung neuer digitaler Zahlungsverkehrsangebote wie kontaktloses Bezahlen, paydirekt oder Kwitt und die Implementierung eines Online- Anfrageprozesses für Finanzierungs-, Leasing- und Geldanlagevorhaben werden Kundenbedürfnisse berücksichtigt und Neukunden gewonnen. Hierzu werden technikaffine, junge Kunden und Mitglieder aktiv auf die digitalen Angebote angesprochen.
Für die Konsumausgaben wird weiterhin eine starke Unterstützung durch die positive Entwicklung der Beschäftigung und der verfügbaren Einkommen erwartet. Dies wird sich stabilisierend auf die Nachfrage nach Bankprodukten und -dienstleistungen auswirken. Vor dem Hintergrund des derzeitigen Niedrigzinsniveaus werden die Genossenschaftsbanken weiterhin Potenziale im Bereich des Immobiliengeschäfts ausschöpfen. Im Falle eines nachhaltigen Anstiegs der Zinsen ergeben sich Chancen aus dem Absatz zinstragender Finanzprodukte.
Prognosebericht
Gesamt- und Kreditwirtschaft
Der Konjunkturaufschwung dürfte sich in Deutschland im Jahr 2018 fortsetzen. Die Fachleute der führenden Wirtschaftsforschungsinstitute gehen in ihrem aktuellen Frühjahrsgutachten davon aus, dass das preisbereinigte Bruttoinlandsprodukt um 2,2 Prozent und damit genauso stark wie im Vorjahr steigen wird.
Die im Frühjahrsgutachten dokumentierte Prognose zur gesamtwirtschaftlichen Entwicklung Deutschlands beruht auf verschiedenen Annahmen. Zum einen wird angenommen, dass der Welthandel in diesem Jahr etwas kräftiger als im Vorjahr expandieren wird. Für den Ölpreis wird ein leichter Anstieg unterstellt. Der Wechselkurs des Euro wird annahmegemäß gegenüber dem US-Dollar unverändert bei rund 1,20 US-Dollar bleiben. Darüber hinaus wird unterstellt, dass von den im Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung vereinbarten Maßnahmen expansive Impulse ausgehen werden, unter anderem durch die geplante Senkung des Beitragssatzes zur Arbeitslosenversicherung.
Gemäß dem Frühjahrsgutachten wird das globale Konjunkturumfeld das Exportgeschäft der deutschen Wirtschaft weiter anregen. Darüber hinaus dürfte auch die Binnennachfrage schwungvoll bleiben. In Hinblick auf den Arbeitsmarkt rechnen die Wirtschaftsforscher angesichts der immer stärker werdenden Arbeitskräfteknappheit mit einer Abschwächung des Beschäftigungsaufbaus. Demnach ist 2018 mit einer Zunahme der Erwerbstätigenzahl um 585.000 Menschen zu rechnen. Die Arbeitslosenquote wird dem Gutachten zufolge auf 5,2 Prozent zurückgehen. Für die Verbraucherpreise wird ein weiterhin moderater Anstieg prognostiziert, der zu einer Inflationsrate von 1,7 Prozent führen dürfte.
Die Risiken für das skizzierte Konjunkturbild werden von den Wirtschaftsforschern vor allem im internationalen Umfeld gesehen. Besonders deutlich ist die Sorge vor einem wachsenden Protektionismus, der das Wachstum der Weltwirtschaft und damit auch Deutschlands merklich beeinträchtigen könnte. So hat die US-Regierung die zu Jahresbeginn angekündigten Zölle auf Stahl und Aluminium aus den EU-Staaten im Juni 2018 in Kraft gesetzt, was zu einem deutlichen Anstieg der Unsicherheit über die künftige Handelspolitik führte und die wirtschaftliche
Stimmung belastete. Allerdings ist auch denkbar, dass der Handelskonflikt begrenzt bleibt oder schnell entschärft werden kann. In diesem Fall könnte die Verunsicherung rasch abnehmen und eine höhere weltwirtschaftliche Dynamik erreicht werden.
In Hinblick auf die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank gehen die Fachleute der Wirtschaftsforschungsinstitute von einer allmählichen Zurücknahme des stark expansiven Kurses aus. So avisiert die Notenbank, ihr Anleihekaufprogramm Ende 2018 einzustellen. Zu einer Anhebung des Leitzinses, der seit März 2016 bei 0,0 Prozent liegt, wird es ihrer Einschätzung nach aber erst Ende 2019 kommen. Vor diesem Hintergrund dürfte die Rendite von Bundesanleihen mit langfristigen Restlaufzeiten im historischen Vergleich nach wie vor sehr niedrig bleiben.
Die wesentlichen Rahmenbedingungen für die Kreditwirtschaft sind seit Jahren insbesondere durch das unveränderte Niedrigzinsumfeld und die stark gestiegenen regulatorischen Anforderungen gekennzeichnet. Dementsprechend ist auch die Prognose für das laufende Geschäftsjahr in ihren Kernaussagen vergleichbar mit den Vorjahren. So wird weiterhin kurzfristig keine entscheidende Änderung des Niedrigzinsumfelds in der Eurozone erwartet. In Verbindung mit den positiven Konjunkturprognosen ist dies für die geschäftliche Entwicklung des Finanzsektors zu einem gewissen Teil kompensierbar. Jedoch wird die Ertragssituation im zinsabhängigen Geschäft weiterhin durch die dem wirtschaftlichen Umfeld nicht angemessene Zinslandschaft in der Eurozone geprägt und somit unter starkem Margendruck bleiben. Eine Änderung dieser Niedrigzinslandschaft durch die EZB wird kurzfristig nicht erwartet, insbesondere angesichts der hohen öffentlichen Schuldenlast einiger Staaten des Euroraums.
Dem weiter wachsenden Ertragsdruck und den hohen Regulierungsanforderungen begegnen die Kreditinstitute auch im laufenden Geschäftsjahr mit intensiven Arbeiten zu Kosteneffizienzsteigerungen und zur Überprüfung der Wertschöpfungsketten, die sowohl die Prozess- als auch die Produktoptimierung umfassen. Hiermit werden auch weiterhin Fusionen und eine fortlaufende Überprüfung der Angemessenheit der Filialnetzwerke verbunden sein.
Nach aktuellem Stand sinkt auch die Zahl der Beschäftigten im Finanzsektor tendenziell weiter, insbesondere aufgrund des fortschreitenden Einflusses der Digitalisierung und des veränderten Kundenverhaltens. Andererseits werden die Institute unverändert versuchen, durch eine weitere gezielte Ausrichtung auf die Kundenwünsche, beispielsweise durch den Ausbau digitaler Angebote, im Wettbewerb, auch gegenüber sogenannten FinTechs, zu bestehen.
Weiterhin stellt insbesondere ein sehr rascher Zinsanstieg für die Kreditwirtschaft ein ernst zu nehmendes Bedrohungsszenario dar. Das gilt auch trotz der im Allgemeinen verbesserten Eigenkapitalausstattung der Banken. Darüber hinaus können unverändert die europäische Staatsschuldenkrise sowie etwaige außenpolitische und außenwirtschaftliche Unberechenbarkeiten negative Auswirkungen mit sich bringen. Die kurzfristigen Auswirkungen der handelsprotektionistischen Maßnahmen der USA sowie des anstehenden Brexit auf die deutsche Exportwirtschaft und das Firmenkundengeschäft des Finanzsektors bleiben überschaubar. Die längerfristigen Gefahren aus diesen beiden Belastungsproben für den internationalen Handel sind hingegen aus heutiger Sicht nicht zu unterschätzen.
Genossenschaftliche FinanzGruppe Volksbanken Raiffeisenbanken
Seit der Finanzmarktkrise steht der Finanzsektor unter erheblichem Anpassungs- und Kostendruck, der einerseits durch die aufsichtsrechtliche Reformagenda mit ihren höheren Eigenkapitalanforderungen und veränderten Regulierungsverfahren und andererseits durch den wettbewerbsinduzierten Strukturwandel bedingt ist.
Nicht nur das veränderte aufsichtsrechtliche Umfeld, sondern auch neue daten- beziehungsweise echnologiegetriebene Wettbewerber stellen den Finanzsektor vor die Herausforderung, die bestehenden Geschäftsmodelle zu hinterfragen und bei Bedarf anzupassen sowie die Effizienz durch die Digitalisierung von Geschäfts- und IT-Prozessen deutlich zu steigern. Hieraus resultierende Investitionen dürften zunächst zu nicht unerheblichen Kosten führen, bevor erwartete Profitabilitätssteigerungen realisiert werden können.
Des Weiteren zeigt der Ausblick auf die Geschäftsentwicklung der genossenschaftlichen FinanzGruppe, dass auch das Geschäftsjahr 2018 durch das anhaltende Niedrigzinsniveau geprägt sein wird.
Das voraussichtlich erwartete Wachstum in weiten Teilen der Weltwirtschaft dürfte positive Impulse für die Entwicklung der Ertragslage der genossenschaftlichen FinanzGruppe zur Folge haben. Nicht außer Acht gelassen werden dürfen in diesem Zusammenhang jedoch die Belastungen, die sich neben dem Brexit aus den gegenwärtigen und möglichen zukünftigen Handelsrestriktionen für das weltweite wirtschaftliche Wachstum und damit auch für die stark exportorientierte deutsche Wirtschaft ergeben können, wenngleich die Exportausrichtung der mittelständischen Unternehmen nicht in demselben Maße gegeben ist.
Auch diese Einflussfaktoren zählen zu den möglichen Begrenzungen des Ertragswachstums der genossenschaftlichen FinanzGruppe und damit ihres Spielraums zur Eigenkapitalbildung im Geschäftsjahr 2018. Gleichwohl wird erwartet, dass das Ergebnis der genossenschaftlichen FinanzGruppe im Geschaftsjahr 2018 durch die Ausschöpfung der
Marktchancen in den Kerngeschäftsfeldern bei gleichzeitiger Fortsetzung des aktiven Kostenmanagements ein zufriedenstellendes Niveau erreichen wird, das eine weitere Stärkung der Rücklagen ermöglicht.
Zu den wesentlichen Veränderungen im Jahr 2018 zählen die in Kraft tretenden Regelungen zur Anwendung des Rechnungslegungsstandards IFRS 9 zur Bilanzierung von Finanzinstrumenten mit Implikationen für die Umsetzung in der Rechnungslegung und die Ermittlung aufsichtsrechtlicher Kennzahlen sowie die Umsetzung der Richtlinie über Märkte für Finanzinstrumente (MiFID II) einschließlich der begleitenden Verordnung (MiFIR) mit erhöhten Anforderungen an die Erbringung von Wertpapierdienstleistungen bei einer Vielzahl von Finanzinstrumenten sowie umfangreichen Transparenz- und Meldepflichten für Geschäfte in diesen Produkten. Der Zinsüberschuss wird vor allem aufgrund des anhaltend niedrigen Zinsniveaus auch im Geschäftsjahr 2018 unter Druck bleiben.
Die Risikovorsorge im Kreditgeschäft wird im Geschäftsjahr 2018 nach belastenden Einmaleffekten im Geschäftsjahr 2017 wieder auf ein Normalniveau zurückfinden und sich im Einklang mit dem Kreditbestand und dem angestrebten Neugeschäftsvolumen entwickeln. Mögliche Implikationen unsicherer politischer und gesamtwirtschaftlicher Entwicklungen für die Kreditmärkte könnten sich belastend auf die Risikovorsorge auswirken.
Für den Provisionsüberschuss erwartet die genossenschaftliche FinanzGruppe für das Jahr 2018 bedingt durch das Wachstum der Assets under Management und der damit verbundenen volumenabhängigen Erträge einen erneuten deutlichen Anstieg. Eine dauerhafte Verunsicherung an den Kapital- und Finanzmärkten könnte das Vertrauen von privaten und institutionellen Anlegern negativ beeinflussen und damit das Provisionsergebnis belasten.
Das Handelsergebnis, das insbesondere auf das entsprechende Ergebnis im Geschäftssegment Bank zurückgeht, wird sich aller Voraussicht nach im Geschäftsjahr
2018 auf einem ähnlichen Niveau wie im Geschäftsjahr 2017 bewegen. Positive Impulse dürften auch im Geschäftsjahr 2018 vom kundengetriebenen Kapitalmarktgeschäft ausgehen. Als Voraussetzung für ein stetiges Handelsergebnis ist weiterhin vor allem ein stabiles Umfeld an den Kapital- und Finanzmärkten anzusehen.
Durch den Wegfall von Einmaleffekten des Geschäftsjahres 2017 wird das Ergebnis aus Finanzanlagen im Geschäftsjahr 2018 voraussichtlich in einem moderaten Umfang zum Ergebnis vor Steuern beitragen.
Das Sonstige Bewertungsergebnis aus Finanzinstrumenten dürfte sich im Geschäftsjahr 2018 aufgrund vorhandener Wertaufholungspotenziale der Portfolios staatlicher Emittenten im Segment Immobilien positiv entwickeln. Kapitalmarktvolatilitäten sowie Ausweitungen von Credit Spreads bei Wertpapieren staatlicher Emittenten könnten die erwartete positive Ergebnisentwicklung negativ beeinflussen.
Das Ergebnis aus dem Versicherungsgeschäft dürfte sich im Geschäftsjahr 2018 reduzieren. Vor dem Hintergrund erwarteter wachsender Bruttobeiträge in den verschiedenen Geschäftsbereichen wird die Ergebnisreduktion dem voraussichtlich niedrigeren Kapitalanlageergebnis im derzeitigen Niedrigzinsumfeld geschuldet sein. Außerordentliche Ereignisse an den Finanz- und Kapitalmärkten, Änderungen in der Versicherungstechnik sowie mögliche Anpassungen im aufsichtsrechtlichen Umfeld der Versicherer können dazu führen, dass das Ergebnis aus dem Versicherungsgeschäft hinter den Erwartungen zurückbleibt.
Die Verwaltungsaufwendungen werden voraussichtlich im Geschäftsjahr 2018 leicht ansteigen. Ursächlich hierfür ist insbesondere das fondsgebundene Vermögensverwaltungsgeschäft vor allem mit Blick auf die hier bestehenden Investitionserfordernisse.
Bei einem unverändert strikten Kostenmanagement dürfte sich die insbesondere mit Blick auf das oben erwähnte herausfordernde Umfeld zu erwartende
Zunahme der Aufwendungen nicht in vollem Umfang durch die voraussichtlichen Ertragszuwächse kompensieren lassen, sodass von einem Anstieg der Aufwand-Ertrags-Relation im Geschäftsjahr 2018 auszugehen ist.
Die genossenschaftliche FinanzGruppe zeichnet ein überzeugendes Geschäftsmodell und eine intakte Risikotragfähigkeit aus. Ein hoher Mitglieder- und Kundenzuspruch und nicht zuletzt eine starke Eigenkapitalquote ermöglichen es dieser FinanzGruppe, die sich ihr bietenden Wachstumschancen konsequent zu nutzen und damit ihre hervorragende Marktposition in einem anspruchsvollen regulatorischen Umfeld auch weiterhin erfolgreich unter Beweis zu stellen.