Editorial

Gemeinsam besser

Vorwort des Vorstandes

18.025.000 Mitglieder halten in Deutschland Anteile an einer Genossenschaftsbank und sichern sich damit Mitspracherechte an ihrer Bank vor Ort. Damit übersprang die Zahl der Mitglieder von Kreditgenossenschaften zum Jahreswechsel eine weitere Millionenmarke. Seit dem Ausbruch der Finanzkrise im Jahr 2008 kamen 1,8 Millionen neue Mitglieder hinzu. Ein großer Vertrauensbeweis für das genossenschaftliche Geschäftsmodell.

Die Mitgliedschaft ist nicht nur ein wichtiges Element der eingetragenen Genossenschaft (eG), sie gibt der Genossenschaftsbank zugleich den konkreten Auftrag der Mitgliederförderung und dem Mitglied ein Mitbestimmungsrecht. Dies unterscheidet Genossenschaftsbanken von allen anderen Kreditinstituten. Als eigenständige Unternehmen sind Volksbanken und Raiffeisenbanken in besonderer Weise im regionalen Wirtschaftsleben verwurzelt. Ihre Stärken sind die genaue Kenntnis des Marktes und der persönliche Kontakt zu den Menschen in der Region.

Dies bestätigt auch die Geschäftsentwicklung des vergangenen Jahres, die erneut von einem lebhaften Kundengeschäft geprägt war. Sowohl bei Krediten als auch bei Einlagen gewannen die Genossenschaftsbanken Marktanteile hinzu. Ihre Kreditbestände bei Firmen- und Privatkunden legten um 4,3 Prozent oder 20 Milliarden Euro auf 482 Milliarden Euro zu. Der Gesamtmarkt wuchs im Berichtszeitraum lediglich um 1,0 Prozent. Entsprechend erhöhte sich der Marktanteil um 0,5 Prozentpunkte auf 15,4 Prozent. Im gleichen Zeitraum wuchsen – trotz eines intensiven Wettbewerbs – die Kundeneinlagen um 3,7 Prozent oder um 21 Milliarden Euro auf 582 Milliarden Euro. Der Marktanteil liegt hier bei 17,4 Prozent.

Die 1.047 deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken, Sparda-Banken, PSD Banken und genossenschaftlichen Sonderinstitute wiesen Ende 2014 eine addierte Bilanzsumme von 788 Milliarden Euro auf und hielten ihre Ertragslage auf hohem Niveau stabil.

Auch weiterhin die Kreditversorgung der Realwirtschaft sicherstellen zu können, ist das große Anliegen der deutschen Genossenschaftsbanken an die Politik. Der intensive Wettbewerb von privaten Banken, Sparkassen und Genossenschaftsbanken in Deutschland ist für die Kundinnen und Kunden von Vorteil und sorgt für einen reibungslosen Kreditzugang. Auch zukünftig müssen die Banken ihre Finanzierungsfunktion für die Wirtschaft bestmöglich erfüllen können. Dafür benötigen mittelständische Kreditinstitute dringend mehr Freiraum und weniger Regulierung.

Uwe Fröhlich
Gerhard Hofmann
Dr. Andreas Martin

Drei mal drei Fragen an den BVR-Vorstand

Uwe Fröhlich
Herausforderungen im Jahr 2015

Eine besondere Herausforderung im laufenden Jahr ist die neue Richtlinie zur Harmonisierung bestehender Einlagensicherungssysteme. Diese wurde als ein Baustein der Bankenunion auf EU-Ebene Mitte 2014 finalisiert und nach dem Beschluss des Europäischen Parlaments in Kraft gesetzt. Sie ist für alle Kreditinstitute in Europa, die Kundengelder annehmen, verbindlich. Im Sommer 2015 steht die Transformation in nationales Recht an. Die Genossenschaftliche FinanzGruppe Volksbanken Raiffeisenbanken passt ihre Sicherungssysteme mit großem Aufwand entsprechend an. Im Ergebnis können sich die Kundinnen und Kunden der genossenschaftlichen FinanzGruppe weiterhin auf unsere seit über 80 Jahren erfolgreich praktizierte Institutssicherung verlassen – trotz der veränderten Rahmenbedingungen. Da der Schutz der Einleger das zentrale Motiv für die Reform der Einlagensicherungsrichtlinie war, ist auch zukünftig der bewährte Institutsschutz möglich. Die Richtlinie erkennt diesen als gleichberechtigt mit einem klassischen Entschädigungssystem ausdrücklich an.

Erwartungen an das Jahr 2015

Im Jahr 2015 werden – durch die neue Aufsichtsfunktion der Europäischen Zentralbank (EZB) – die Spielräume zwischen europäischer und nationaler Aufsicht neu vermessen. Auch in dieser neuen Konstellation müssen die Besonderheiten des genossenschaftlichen Geschäftsmodells und sein Nutzen für die mittelständische Wirtschaft ausreichend Beachtung finden. Überhaupt brauchen mittelständische Kreditinstitute mehr Freiraum und weniger Regulierung, um die Versorgung der Realwirtschaft auch weiterhin sicherstellen zu können. Intern steht die von vielen Mitgliedsinstituten begrüßte Fusion unserer beiden genossenschaftlichen Rechenzentralen – GAD eG und FIDUCIA IT AG – vor der praktischen Umsetzung.

Damit ist unserer Organisation ein weiterer großer Schritt zur Stärkung ihrer Wettbewerbsfähigkeit gelungen.

Was mich antreibt ...

Das Modell der kunden- und mitgliederverpflichteten Regionalbank ist beliebter denn je. Ein zentraler Antrieb ist es, diesen erfolgreichen Weg weiter zu festigen. Dazu gehört auch, den nationalen und vor allem auch den europäischen Gesetzgeber aufzurufen, allzu ausufernde regulatorische Belastungen – auch im Sinne der Verbraucher – einzudämmen. So fordern wir ein, dass der Gesetzgeber eine Bestandsaufnahme vornimmt: Sind die europäischen und nationalen Gesetzesvorhaben aufeinander abgestimmt? Passen Aufwand und Erkenntnisgewinn zusammen?



Gerhard Hofmann
Herausforderungen im Jahr 2015

Die Baseler Pläne zum Kreditrisikostandardansatz und die Brüsseler Vorhaben zum Trennbankensystem sind nur zwei der fortlaufenden europäischen Regulierungsvorhaben, mit denen wir uns 2015 befassen. Es bleibt die zentrale Herausforderung, der verbundtypischen Struktur der genossenschaftlichen FinanzGruppe und ihrer Mitgliedsinstitute in Deutschland auch europaweit Gehör zu verschaffen. Wir als Bundesverband achten stets darauf, dass diese Strukturen angemessen berücksichtigt werden und keine konzernorientierte Sichtweise eingenommen wird. Unsere Wettbewerbsstärke liefert klare Indizien dafür, dass dies kein Selbstzweck ist, sondern unseren Mitgliedern und Kunden sowie der Stabilität des Finanzplatzes Deutschland dient.

Erwartungen an das Jahr 2015

Der genossenschaftliche Sektor in Deutschland hat sich selbst in der schwersten Finanzkrise nach dem zweiten Weltkrieg und in den Folgejahren als robust und wachstumsstark erwiesen und dazu beigetragen, dass ein „Credit Crunch“ verhindert wurde. 2015 wird ebenfalls ein Jahr werden, bei dem es besonders darauf ankommt, diese stabilisierende Rolle – allen europäischen Instanzen gegenüber – deutlich zu machen, um auch im Zuge der neuen Aufsicht fehlgeleitete Betrachtungsweisen von vornherein auszuschließen. Die unverändert positiven Ratingergebnisse von Standard & Poor’s (AA–) und die jüngst sogar noch einmal angehobene Einstufung der genossenschaftlichen FinanzGruppe von Fitch Ratings (AA–) – mit stabilem Ausblick – werden uns in unserer Argumentation gewiss unterstützen.

Was mich antreibt ...

Im Jahr 2015 werden weitere wichtige Weichenstellungen in der Bankenregulierung, der Bankenaufsicht sowie an den zugehörigen Umsetzungen vorgenommen, die viele unserer Mitgliedsinstitute tagtäglich begleiten werden. Ein zentraler Antrieb ist es, darauf hinzuwirken, dass dabei die Interessen und die Struktur der deutschen Genossenschaftsbanken mit berücksichtigt werden. Gegenüber der EZB gilt es, die Institutssicherung und die Netzwerkstruktur der genossenschaftlichen FinanzGruppe mit ihren positiven Wirkungen zu erläutern.



Dr. Andreas Martin
Herausforderungen im Jahr 2015

Aufgrund der anhaltenden Niedrig- oder Negativzinspolitik ist die Kosteneffizienz eine entscheidende Herausforderung für die gesamte genossenschaftliche FinanzGruppe.

Sach- und Personalkosten gehören vor allem dort auf den Prüfstand, wo sie durch geringe Kundennachfrage beziehungsweise durch niedrige Deckungsbeiträge wenig werthaltig sind. Aktives Prozessmanagement ist eine Aufgabe für jedes Institut, aber auch für die Verbundinstitutionen. Der BVR wird über die Fachratsarbeit weitere Anregungen für Prozessoptimierungen geben.

Erwartungen an das Jahr 2015

Wir wären schlechte Unternehmer, wenn wir nicht auch das Jahr 2015 mit Optimismus angehen würden. Die Ausgangslage – Kundenzuspruch, Bilanzstrukturen, Marktanteile – ist gut, und die stabile Inlandskonjunktur sollte gerade unserer mittelständischen Kundschaft eine weiterhin hohe Auslastung bescheren. Da auch die Wirtschaftsleistung im Euro-Währungsraum insgesamt zulegen wird, in der Prognose um rund 1,5 Prozent, kommt die Geldpolitik der EZB zunehmend in eine Konfliktsituation. Es ist daher zu hoffen und zu fordern, dass die EZB das Experiment der Negativzinsen noch in diesem Jahr beendet.

Was mich antreibt ...

Wir müssen das Geschäftsmodell der kunden- und mitgliederverpflichteten Regionalbank vital halten. Unser Erfolg ist und bleibt dabei die Nähe zum Kunden, die wir auch im Jahr 2015 über alle Kanäle weiter ausbauen sollten. Wir sind nicht nur Allfinanzanbieter, sondern auch Allrounder bei den Wegen zum Kunden. Dies als Wettbewerbsvorteil herauszustellen, ist eine kommunikative Aufgabe auf allen Ebenen: Mich treibt an, unsere bundesweit 16,4 Millionen Onlinekonten, 3,6 Millionen Downloads unserer Banking-Apps und die vielen innovativen Funktionen verstärkt in den Vordergrund zu rücken – neben einem weiterhin kundenorientierten Filialnetz.

Unser Jahr in Bildern

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„Das Genossenschaftsmodell bewährt sich auch im 21. Jahrhundert und sollte Maßstab bei der Kreditvergabe sein.” (Dr. Angela Merkel)

Mehr als 800 Bankvorstände der genossenschaftlichen FinanzGruppe bereiteten Bundeskanzler in Dr. Angela Merkel Mitte Mai 2014 auf der 70. Bankwirtschaftlichen Tagung des BVR in Berlin einen herzlichen Empfang. Merkel bekannte sich ausdrücklich zur Beibehaltung des sogenannten 3-Säulen-Modells der deutschen Bankenlandschaft nannte die Genossenschaftsbanken eine „tragende Säule des Bankensystems”. Foto: Bernd Lammel

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„Was Menschen ehrenamtlich in den Vereinen leisten, tun sie für die Gesellschaft!” (Joachim Gauck)

Zum großen Finale des Wettbewerbs „Sterne des Sport s” gab sich Bundespräsident Joachim Gauck höchstpersönlich die Ehre und zeichnete gemeinsam mit BVR-Präsident Uwe Fröhlich Vereine aus Regensburg, Potsdam und Sörgenloch aus. Foto: Bernd Lammel

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„Die Rolle der Genossenschaftsbanken für die deutsche Wirtschaft kann man nicht hoch genug einschätzen.” (Sigmar Gabriel)

BVR-Frühlingsfest: Vor rund 500 geladenen Gästen aus Politik und Wirtschaft würdigte Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel Anfang Mai eindrucksvoll die besondere Bedeutung der Volksbanken und Raiffeisenbanken für den Wirtschaftsstandort Deutschland. Foto: Marc Darchinger

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„Die Bankenunion ist keine Transferunion.” (Yves Mersch)

EZB-Direktoriumsmitglied Yves Mersch nahm in seiner Keynote auf der 70. Bankwirtschaftlichen Tagung Mitte Mai in Berlin detailliert zur Bankenunion Stellung. Foto: Bernd Lammel

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„Bei jedem Schritt der Vergemeinschaftung gilt es, neu abzuwägen zwischen Chance und Risiko. Die deutsche Bankenabgabe ist ein gelungenes Beispiel für eine streng proportionale Ausgestaltung, wenn es zur Abwicklung kommt. Das wünschen wir uns auch in Europa.” (Uwe Fröhlich)

BVR-Präsident Uwe Fröhlich bei seiner Eröffnungsrede zur 70. Bankwirtschaftlichen Tagung – Stichwort: Bankenunion. Foto: Bernd Lammel

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Zahlreiche Mitglieder des Europäischen Parlamentes folgten Mit te November 2014 der Einladung des BVR zum Parlamentarischen Abend in Brüssel. Prominenter Gastredner war der Chef der European Banking Authority (EBA), Andrea Enria (2. v. li.) hier eingerahmt durch den gesamten BVR-Vorstand: Dr. Andreas Martin (links), Gerhard Hofmann und Uwe Fröhlich (rechts). Foto: Felix Kindermann

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Der Internationale Karlspreis zu Aachen 2014 ging an den damaligen EU-Ratspräsidenten Herman Van Rompuy. Er erhielt die Auszeichnung an Christi Himmelfahrt im Krönungssaal des Aachener Rathauses. Geehrt wurden seine Verdienste als Mittler und zugleich als wichtiger Impulsgeber der europäischen Einigung. Die Volksbanken und Raiffeisenbanken sind Förderer und Hauptsponsor der Stiftung Internationaler Karlspreis. Im Bild: Der Preisträger gemeinsam mit BVR-Vorstand Dr. Andreas Martin (links). Foto: Bernd Lammel

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Karlspreis 2014: Der frühere EZB-Chef Jean-Claude Trichet (links) im Gespräch mit BVR-Vorstand Gerhard Hofmann. Foto: Bernd Lammel

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Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel auf der 70. Bankwirtschaftlichen Tagung des BVR im Kreis der höchsten Repräsentanten der Genossenschaftlichen FinanzGruppe Volksbanken Raiffeisenbanken (von links): Hans-Bernd Wolberg, Vorstandsvorsitzender der WGZ BANK, BVR-Verbandsratsvorsitzender Carsten Graaf, BVR-Präsident Uwe Fröhlich und DZ BANK-Chef Wolfgang Kirsch. Foto: Bernd Lammel

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BVR-Mitgliederversammlung im Mai 2014: Ehrengast und Grußredner Dr. Michael Meister (2. v. li.), MdB und Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister der Finanzen, gemeinsam mit dem BVR-Vorstand (v. li.): Dr. Andreas Martin, Gerhard Hofmann, Uwe Fröhlich. Foto: Bernd Lammel

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Ein starkes Team: BVR-Vorstand Dr. Andreas Martin während seines Vortrags auf der 70. Bankwirtschaftlichen Tagung zur Arbeitgeberpositionierung der Volksbanken und Raiffeisenbanken. Foto: Bernd Lammel