Ideengeber und Ideenträger
„Kreativität fällt nicht vom Himmel, sondern muss erworben werden.“
Augen sehen viel mehr als Worte ausdrücken können: Prof. Dr. Klaus-Ove Kahrmann weiß das. Er will die Dinge auch einmal wirken lassen, ohne sie gleich benennen zu müssen. Deswegen liegt ihm bei „jugend creativ“ die freie Entfaltung so sehr am Herzen. Er will die Räume öffnen. Und die Köpfe. Das gilt für die Teilnehmer. Es gilt aber auch für die Bundesjury, der er seit vielen Jahren vorsitzt. Wir erkundigten uns, wie er das anstellt und was dafür wichtig ist.
Herr Kahrmann, was bedeutet für Sie Kreativität?
Kreativität ist in aller Munde, steht überall geschrieben und viele wollen kreativ sein. Der Begriff wird aber inflationär verwendet und oft auch falsch hergeleitet. Es geht nicht nur darum, etwas Schönes zu gestalten, weil man das Talent dazu hat. Kreativität ist auch eine Sache des Willens und der Entschiedenheit – und nur wer bereit dazu ist, sich zu bemühen, kann auch kreativ sein. Kreativität fällt nicht vom Himmel, sondern muss erworben werden.
Das hört sich anstrengend an.
Ist es auch. Kreative müssen ausdauernd sein und dürfen sich nicht entmutigen lassen, wenn es einmal nicht klappt. Nur dann können sie gewünschte Leistungen vollbringen. Deswegen ist es auch so wichtig, Kreativität zu fördern. An den Schulen wird das oft vergessen. Es geht bei der Kreativität nicht nur um die Gestaltung. Um logisch zu denken, muss man auch kreativ sein. Und die gestalterisch-zirkuläre Qualität ist ebenso wichtig wie die logisch-lineare.
Braucht es denn nicht auch eine gewisse Leichtigkeit, um kreativ zu sein?
Klar, das gilt ja auch für das logische Denken. Die Erziehung zur Kreativität bringt jungen Menschen bei, dass es sehr lustvoll ist, etwas zu entdecken. Das trifft bei sämtlichen Anforderungen zu, die ihnen in der Schule oder auch im späteren Arbeitsleben gestellt werden. Eine mathematische Gleichung zu lösen oder ein Bild zu malen ist im Prinzip sehr ähnlich. Beides benötigt viel Bewusstseinsenergie und sowohl logische als auch ästhetische Anstrengungen. Hat man das einmal erkannt, wird man immer wieder versuchen, diesen Prozess herzustellen, wenn es um das Anstreben von Zielen geht.
Was bedeutet für Sie die Förderung der kreativen Kräfte vor dem Hintergrund der aktuellen Bildungssituation in Deutschland?
Die Bildungsreformen der vergangenen Jahrzehnte haben bewirkt, dass junge Menschen immer weniger Zeit haben, sich selbst organisierend zu entwickeln. Zugleich hat sich in derselben Zeit durch die Globalisierung und Digitalisierung die gesellschaftliche Situation stark verändert. Die Kinder und Jugendlichen häufen Wissen an, haben aber oft keine Visionen mehr, wie sie damit gestaltend umgehen können. Die Förderung der Kreativität wird umso wichtiger, je schneller sich der Wandel vollzieht.
Wettbewerbe wie „jugend creativ“ füllen eine bedeutende Lücke im Bildungssystem, weil sie Visionen zulassen, die im allgemeinen schulischen Bildungskanon leicht untergehen.
Sie sprechen so begeistert von der Kreativität – wie wurde sie bei Ihnen geweckt?
Kreativität und Gestaltung haben bei mir immer schon eine Rolle gespielt. Meine Mutter, mein Onkel und meine Schwester waren künstlerisch aktiv, das habe ich beobachtet und mich davon mitziehen lassen. Ausstellungen, Galerien und Skizzenbücher begleiteten mich stets. Bei mir zeigte sich dann auch schnell die Lust an der Vermittlung von Kultur. Besonders interessierte mich dabei die internationale Jugendkulturarbeit, das Zusammenbringen von jungen Menschen aus unterschiedlichen Ländern und Kulturkreisen. An der Universität Bielefeld mit der berühmten „Bielefelder Laborschule“, an der ich als Professor lehrte und forschte, legte ich besonders viel Wert auf Interdisziplinarität und Integration, insbesondere bezogen auf die Realisationsfelder Musik, Kunst und Bewegung, Tanz, Theater.
Dazu passte dann ja, dass der BVR Sie 2004 gefragt hat, ob Sie für „jugend creativ“ arbeiten möchten, oder?
Ganz ehrlich: Ich war anfangs ziemlich reserviert. Wettbewerbe gab es viele und mir war zunächst nicht so klar, was für eine lange Geschichte und breite Wirkungskraft hinter „jugend creativ“ steckte. Als ich merkte, dass ich hier mit freiem Geist und freier Hand etwas bewirken konnte, wuchs mein Interesse. Ich fand auch den Auftraggeber enorm spannend. Dem genossenschaftlichen Charakter der Volksbanken und Raiffeisenbanken konnte ich viel abgewinnen. In diesem Umfeld wollte ich gerne meine Vorstellungen von kultureller Bildung einbringen.
Welche Neuerungen wurden in dieser Zeit in den Wettbewerb eingebracht?
Wir haben die Disziplin „Kurzfilm“ eingeführt und konnten überdies 2009 die gestalterischen Werkstätten, die als Preise den Bundessiegerinnen und -siegern offen standen, von nun an als Sommerakademie an die internationale Bildungsstätte Jugendhof Scheersberg anbinden. In der Regel gibt es im Rahmen der Sommerakademie nun sieben Werkstätten mit unterschiedlichen Ausrichtungen, zum Beispiel Zeichnung und Malerei, Aktion und Performance, Druckgrafik, Kurzfilm, Trickfilm, Fotografie und Land Art.
Das passt wieder zur Interdisziplinarität.
Genau. Bei unserer jährlichen Sommerakademie auf dem Scheersberg kommen über 50 Kinder und Jugendliche aus ganz Deutschland zusammen und können sich austauschen. Viele sind in ihrem Bereich – Fotografie, Film, Malerei oder bildende Kunst – schon fortgeschritten, haben aber wenig Einblick in andere Gestaltungsbereiche. Hier schnuppern sie in alle Werkstätten hinein, können neugierig sein und von anderen lernen. Sie werden in ihrer Kreativität gefordert, können ihre kommunikativen Fähigkeiten erweitern und sich ihren Selbstbildern widmen.
Wie ist es mit den Leitthemen des Wettbewerbs? Wie kommen sie zustande?
Da „jugend creativ“ ein internationaler Wettbewerb ist, werden die Themen von einem sachkundigen Gremium von Experten ausgewählt. Hier werden ganz bewusst aktuelle Tendenzen in der Gesellschaft aufgenommen, die besonders die junge Generation betreffen. Die gestalterische Auseinandersetzung damit ist vielfältig, differenziert und ergebnisoffen. Die Schulen bekommen durch ein Pädagogenmagazin Materialien an die Hand, mit denen sie mit ihren Gruppen und Einzelpersonen arbeiten können. Dieses Magazin enthält eine ganze Fülle von didaktischen Modellen. Die Vielseitigkeit und Variabilität der vorgeschlagenen Denkwege hat hier Vorrang.
Fördert „jugend creativ“ eher die Spitze oder die Breite der Kunstschaffenden?
Das Charmante an dem Wettbewerb ist, dass er beides schafft. Um zu gewinnen, müssen die Kinder und Jugendlichen sehr talentiert sein und gleichzeitig zielorientiert vorgehen. Das schafft man nur, wenn man schon eine gewisse Klasse hat. Viele der Landes- und Bundessieger studieren später einschlägige Studiengänge oder absolvieren Ausbildungen mit ästhetischer Orientierung. Aber es setzen sich auch viele Schülerinnen und Schüler eher mit dem Leitthema auseinander. Dadurch gewinnen sie Zugang zum gestalterischen Denken und Tun. Sie lernen, wie ästhetische und logische Kräfte miteinander verzahnt sind, sich gegenseitig bedingen.
Welche Herausforderungen sehen Sie für die Zukunft, wenn es um Kreativität geht?
Die Digitalisierung kann schnell und nachhaltig zu einer Entsinnlichung unseres Lebens führen, wenn sie abrupt, einseitig technikbezogen und vor allem nicht integriert eingeführt wird. Die Tendenzen, die künstlerische Grundbildung an den allgemeinbildenden Schulen zu verringern oder abzuschaffen und dagegen auf digitale Bildung zu setzen, halte ich für abwegig. Der Kulturwissenschaftler und Gestaltpsychologe Rudolf Arnheim nannte einen seiner Fachbeiträge „Wir denken zu viel und wir sehen zu wenig“. Er will uns damit sagen, dass wir uns auf unsere Wahrnehmung nicht verlassen und sie nur unzureichend kultivieren. Schnell aber sind wir beim Klassifizieren, Beurteilen und Bewerten – obwohl wir den betreffenden Gegenstand erst oberflächlich kennen. Die ästhetische Erziehung in der Schule und im außerschulischen Bereich versucht, dieser Gefahr entgegenzuwirken. „jugend creativ“ leistet dazu einen bedeutenden Beitrag.
Prof. Dr. Klaus-Ove Kahrmann, Jahrgang 1944, studierte Theologie, Germanistik, Kunstpädagogik und Kunstgeschichte in Flensburg, Kiel und Hamburg und legte mehrere Staatsexamen ab. Als Lehrer und Studienleiter unterrichtete er Religion, Deutsch und Kunst, wechselte dann in die Lehrerausbildung. 1979 wurde er in Informationsästhetik promoviert. 1994 erhielt er einen Ruf an die Universität Bielefeld als Professor für Kunst und ihre Didaktik und baute dort den integrativen Studiengang Kunst & Musik auf und gründete das Institut für Ästhetik. Im Jahr 2009 wurde er emeritiert, arbeitet jedoch weiterhin an inund ausländischen Hochschulen an verschiedenen Projekten zur ästhetischen Erziehung und Bildung mit. Seit dem Jahr 2004 gehört er der Jury des Jugendwettbewerbs „jugend creativ“ an, seit 2010 ist er Vorsitzender der beiden Jurys „Bildgestaltung“ und „Kurzfilm“.
Am Anfang
war die
Kunst ...
Zum Engagement der Volksbank Bielefeld-Gütersloh gehört der Wettbewerb „jugend creativ“ einfach mit dazu. Seit Jahrzehnten. Über viele Generationen hinweg hat die Bank so Kreativität gefördert, Ideen herausgekitzelt, Menschen begeistert und sich so einen Namen in der Region gemacht. Auch heute ist sie immernoch mit großer Begeisterung dabei. Damit prägt sie Biografien und schafft zeitlose Geschichten, bei denen nicht nur die Augen der Kinder und Jugendlichen glänzen.
Einfache Zeichnungen, bunte abstrakte Gemälde, Comics: Barbara Erbsland hat in ihrem Leben bestimmt Zehntausende Bilder gesehen, die von Kindern und Jugendlichen gemalt wurden. 43 Jahre lang arbeitete sie als Kunstlehrerin am HeepenGymnasium Bielefeld – und seit 1984 für die Volksbank Bielefeld-Gütersloh in der regionalen Jury von „jugend creativ“. Viele Werke sind der heute pensionierten Pädagogin in Erinnerung geblieben, weil sie besonders kreativ waren, Themen intelligent umgesetzt wurden oder sich auf die eine oder andere Weise von der breiten Masse abgehoben haben. Barbara Erbsland merkt man in jeder Sekunde ihre Begeisterung für ihre Arbeit an, die sie für sich nie als solche bezeichnen würde. Und wenn sie erzählt, fallen ihr viele Beispiele ein – allerdings nicht nur über die Bilder an sich, sondern auch über die Geschichten dahinter.
„Oft muss man erst einmal die Kreativität, die in den Schülerinnen und Schülern schlummert, herauskitzeln.“Barbara Erbsland
Heute sitzt sie in einem großen Konferenzraum der Volksbank am Sitz in Gütersloh, um die Verleihung 2018 zu besprechen – und um noch einmal die vielen Jahre „jugend creativ“ Revue passieren zu lassen. Dafür hat sie ihr kleines Archiv mitgebracht. Aus einem Pappkarton zieht sie ein Blatt heraus, dreht es um, liest kurz den Namen und die Jahreszahl. „2003 war das, und das Wettbewerbsthema lautete ,Wer lacht, lebt! Humor kennt keine Grenzen’. Der Junge war damals bei mir in der Klasse und wollte einen Mann in der Badewanne malen, der versucht, zu schwimmen“, erinnert sich die Lehrerin im Ruhestand. „Das Problem war nur: Er konnte nicht malen.“ Die Lehrerin beschäftigte sich mit dem Schüler und seinem Bild, gab Tipps, zum Beispiel den Ausschnitt zu verkleinern und mit Weiß und Schwarz Kleckse auf das Bild zu machen, die vielleicht Spritzwasser darstellen könnten. Das Ergebnis war beeindruckend: Der Junge verbiss sich in seine Aufgabe, malte freier – und wurde mit dem „Verrückten Schwimmer“, wie er das Bild genannt hatte, schließlich Dritter im Land und ganz zum Schluss sogar internationaler Preisträger.
Herzenssache
Der junge Künstler steht für Barbara Erbsland stellvertretend für viele Zehntausende Kinder und Jugendliche aus der Region, die seit Ende der 1970er-Jahre gefördert von der Volksbank Bielefeld-Gütersloh an „jugend creativ“ teilgenommen haben. „Manchmal sind es Mädchen und Jungen, die von ganz alleine ihr Talent entdecken und mitmachen“, sagt die Pädagogin, die mit ganzem Herzen dabei ist. „Oft muss man erst einmal die Kreativität, die in den Schülerinnen und Schülern schlummert, herauskitzeln.“
Die Themen, die der Wettbewerb jedes Jahr vorgibt, spielen für Barbara Erbsland dabei eine wichtige Rolle: „Sie passen immer zu den Lebenswelten der Kinder und Jugendlichen.“ Sie greift wieder in den Pappkarton, blättert die Papiere durch, bis sie einige der pädagogischen Begleithefte in der Hand hält. „,2006: Entdecke die Welt – Menschen, Länder und Kulturen’, das erschien in Zeiten, in denen die Globalisierung immer stärker wurde, oder hier: ,1987: Wasser ist Leben’, ein Heft zu einer Zeit, als die Umweltproblematik immer offensichtlicher wurde.“ Die Unterlagen, das macht sie auch klar, hätten immer dabei geholfen, die manchmal abstrakten Ideen auch für die Schülerinnen und Schüler umsetzbar zu machen. Sie holt ein weiteres Heft hervor: „Das Thema lautete: ,1996: Meine Welt – deine Welt – unsere Welt’. Da wäre es natürlich total einfach, eine Weltkugel zu malen, was auch viele damals gemacht haben. Aber man muss vielleicht auch einmal um die Ecke denken, etwas ausprobieren. Dafür ist der Wettbewerb da.“
Hand in Hand
Ein weiterer Erfolgsfaktor ist für Barbara Erbsland die Arbeit der Volksbank, die sie mehrfach hervorhebt, auch in Person von Manuela Llewelyn, die den Wettbewerb im Marketing seit 1995 begleitet. Sie startete 1979 bei dem Vorgängerinstitut Volksbank Brackwede und ist Jahr für Jahr mit „jugend creativ“ gewachsen. „Ich war zwar immer schon kulturell interessiert, habe mich aber im Laufe der Jahre und durch die ständige Beschäftigung mit den Bildern noch einmal ganz anders in das Thema eingearbeitet.“ Man merkt Manuela Llewelyn das an, wenn sie gemeinsam mit Barbara Erbsland durch die Einsendungen von 2018 schaut, Seite an Seite mit Sandra Roth, die in der Bank seit der Rückkehr aus der Elternzeit vor drei Jahren „jugend creativ“ federführend betreut. „Wir arbeiten Hand in Hand und das macht riesig Spaß“, sagt die 37-Jährige, die im strategischen Marketing tätig ist.
Für die beiden sind ebenso wie für die Kunstpädagogin die eingereichten Werke nicht nur einfach Bilder, die aus ästhetischer Sicht überzeugen. „Beim Thema ‚Immer mobil, immer online: Was bewegt dich?‘ im Jahr 2015 haben mich ganz viele Bilder sehr beeindruckt, weil sie aus Sicht der Kinder und Jugendlichen die Kommunikationswelt von heute spiegeln“, sagt Sandra Roth. „Das ist sehr interessant, weil sie oft einen ähnlichen Blick wie wir Erwachsene darauf haben, aber gleichzeitig auch ganz eigene Themen darin sehen.“ Ein Siegerbeitrag hat es Manuela Llewelyn besonders angetan, den ein sehr introvertiertes Mädchen eingereicht hatte. „Sie drückte ihre Gefühle im Malen aus und beschrieb die Welt um sich herum, wie sie sie empfand. Das fand ich enorm spannend.“ Die Jugendliche gewann direkt im nächsten Jahr noch einmal, als es um „Fantastische Helden und echte Vorbilder: Wer inspiriert dich?“ ging. „Sie war auch bei den Gewinner-Workshops im Sommer auf dem Scheersberg dabei und hat sich in der Gruppe sehr wohlgefühlt. Das hat mich schon berührt“, sagt Manuela Llewelyn.
Perlen fischen
Der Wettbewerb ist für sie eine Erfolgsgeschichte, die in Bielefeld schon Ende der 1970er-Jahre ihren Anfang nahm. Damals hatte die Bank alle Schulen im Geschäftsgebiet angesprochen und großen Rücklauf erhalten, der sich in Tausenden jährlich eingereichter Bilder zeigte. Von Anfang an organisierte die Bank eine hochkarätige Jury, unter anderem mit Prof. Dr. Walter Schrader, dem engagierten Kunstpädagogen und bekannten Künstler. „Die Bank nutzte die guten Kontakte, um die Jurysitzung in der renommierten Bielefelder Kunsthalle durchzuführen. Die Juroren liefen dann über mehrere Flure und haben sich die auf dem Boden ausgelegten Bilder angeschaut, um die Perlen herauszufischen“, erzählt Manuela Llewelyn. Seit dem Jahr 2014, als die Volksbanken Bielefeld und Gütersloh fusionierten, muss das Team darüber hinaus noch mehr Werke betreuen: Im ersten Jahr waren es rund 6.000 Bilder und Zeichnungen von etwa 40 Schulen.
„Die Juroren liefen über mehrere Flure und haben sich die auf dem Boden ausgelegten Bilder angeschaut, um die Perlen herauszufischen.“Manuela Llewelyn
So eine rege Beteiligung beschäftigt natürlich auch die vielen beteiligten Schulen. „Die Schulen müssen neben der Betreuung des Wettbewerbs auch Hunderte von Bildern vorselektieren, die dann bei uns ankommen. Sonst könnten wir das gar nicht stemmen“, macht Manuela Llewelyn deutlich. Klar ist für sie, dass der Erfolg vor allem im Engagement der Kunstlehrer liegt, die ihre Schüler zu Bestleistungen motivieren und anleiten. Gleichzeitig ist auch der Aufwand für die Bank, die als Besonderheit mit den anderen regionalen Volksbanken und Raiffeisenbanken auch noch einen Bezirksausscheid für Ostwestfalen-Lippe organisiert, nicht gering. „Wir investieren das aber wirklich gerne, weil wir sehen, wie toll die Resonanz bei den Kindern und Jugendlichen ist“, sagt Manuela Llewelyn. „Und die Ergebnisse sprechen für sich: Wir sind stolz darauf, dass wir im Grunde fast jedes Jahr einen Bundessieger aus unserer Region stellen konnten.“
Volksbank Bielefeld-Gütersloh | |
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Bilanzsumme | 4,18 Milliarden Euro |
Kunden | 165.508 |
Mitglieder | 108.107 |
Geschäftsstellen | 33 |
Mitarbeiter der Bank | 774 |
Stand 31.12.2017. |
„Man muss brennen und auch bei Widrigkeiten immer weitermachen.“
Fast ein wenig schüchtern steht er dort in der Ecke in der Kasseler Wohnung. Der Oscar. Echt. Zum Anfassen. Thomas Stellmach hat ihn vor knapp 20 Jahren gewonnen, zwölf Jahre nachdem er bei „jugend creativ“ als Preisträger gekürt wurde. Wie kommt man dahin – von Straubing nach Los Angeles? Und vorallem: Was macht das mit einem? Wir fragten ihn danach und sprachen dabei auch über seine weiterhin sehr innige Verbindung zum internationalen Kreativwettbewerb der Volksbanken und Raiffeisenbanken.
Sie haben in der zwölften Klasse bei „jugend creativ“ gewonnen – und haben 1997, also nur zwölf Jahre später, den Oscar für Ihren Trickfilm „Quest“ entgegengenommen. Wie kommt ein kreativer junger Mensch zu diesen höchsten Weihen?
Bei mir waren es sicherlich mein Talent, aber vor allem viel Interesse, Geduld, Ehrgeiz und unermüdliche Motivation. Man muss brennen und auch bei Widrigkeiten immer weitermachen.
Wann haben Sie zum ersten Mal gemerkt, dass Sie kreatives Arbeiten mögen?
Meine Mutter war Grundschullehrerin – ich habe mir ihre Kunst-Mappe, die sie zu Schulzeiten erstellt hat, immer wieder angeschaut. Außerdem war ich viel bei meiner Oma, die Comicfiguren gezeichnet hat. Meine Mutter hat mir mal erzählt, dass ich als kleines Kind sehr unruhig war und meine Großmutter mich damit gut zur Ruhe bringen konnte. Dann habe ich 1977 den „Stars Wars“-Film gesehen und war total fasziniert. Ich habe angefangen, mit Wasserfarben Science-Fiction-Bilder zu malen. Dann habe ich auch Modelle gebaut, zum Beispiel eine Bohrinsel aus einem Kassettenspieler-Innenleben oder ein Riesenraumschiff aus Holzabfällen, das mit LEDs und Motoren für Radarschirme ausgestattet war und 28 Kilogramm wog.
Wie kamen Sie zum Film?
Irgendwann habe ich meinem Vater erzählt, dass ich gerne Filme machen möchte. Mein Vater war zunächst misstrauisch, auch weil eine Filmkamera sehr viel kostete. Er wusste aber, dass ich talentiert war, was ich dann auch zeigte, indem ich mehrere Jugendwettbewerbe gewann, unter anderem „jugend creativ“ auf bayerischer Landesebene, wo ich eine Spiegelreflexkamera als Preis bekam.
Damit konnte man damals aber noch nicht filmen.
Als ich gezeigt hatte, dass es mir ernst war, war mein Vater bereit, auf meine Forderungen einzugehen. Mit 17 Jahren bekam ich eine Super-8-Kamera. Gestartet bin ich dann mit Realfilmen, wobei ich merkte, dass das viel zu aufwendig war: Meine Mitschüler, die mitspielen sollten, wurden wegen der langen Wartezeiten immer weniger – ich habe das Projekt dann abgebrochen. Stattdessen habe ich im Spielkeller bei meinen Eltern einen Stop-MotionFilm mit Dominosteinen gemacht und bereits eine dramatische Liebesgeschichte integriert. Von den fünf Minuten waren alle begeistert.
Sie haben dann weiter Filme gemacht, immer neben der Schule?
Ja, ich habe jedes Halbjahr einen neuen Film gemacht und viele Wettbewerbe gewonnen. Oft ging es um Umweltthemen. 1984 zum Beispiel habe ich einen Film zum Waldsterben gemacht, für den ich schließlich in Argentinien für den besten Jugendfilm weltweit ausgezeichnet wurde.
Nach dem Abi mussten Sie aber auch einmal arbeiten, um Ihre Leidenschaft zu finanzieren, oder?
Ja, ich habe mich für zwei Jahre bei der Bundeswehr verpflichtet, um das Geld für einen 16-Millimeter-Film zu verdienen. Ich brauchte eine Kamera, einen Schneidetisch und viel anderes Equipment. Von 1988 bis 1999 habe ich dann an der Kunsthochschule in Kassel studiert und Techniken, Stile, Erzählweisen gelernt.
Der Oscar fiel also in die Studienzeit?
Ja, der Film entstand aus einer Übung, bei der wir einen Film zu einer Figur machen sollten, die etwas erreichen will, aber Hindernisse überwinden muss. Ich habe viel mit Materialien experimentiert und das Storyboard immer weiter verfeinert, bis ich gemeinsam mit dem Professor realisiert habe, dass das Projekt weit über die eigentliche Übung hinausging.
Wie haben Sie weitergemacht?
Ich habe eine Filmförderung vom Land Hessen bekommen und parallel einen Mitstudenten kennengelernt, der in das Projekt mit eingestiegen ist: Tyron Montgomery, alias Wolfgang Schröder, der später auch den Oscar mit mir gewonnen hat. Wir haben insgesamt vier Jahre an dem Film gearbeitet, bis wir so weit waren, dass ich Kopien an 180 Festivals in aller Welt schicken konnte. Bei der Premiere in Kassel gab es fünf Minuten lang Standing Ovations – bereits zu diesem Zeitpunkt wurde von der Filmbewertungsstelle Wiesbaden (FBW) das Prädikat „besonders wertvoll“ an den Film vergeben. Danach haben wir viele weitere wichtige Preise bekommen.
Und dann rief plötzlich die Academy an und teilte Ihnen mit, dass Sie für den Oscar nominiert sind.
Nein, das wäre ja viel zu einfach. Erst wenn man vorher bestimmte Preise gewonnen hat, darf man seinen Film auch dort einschicken. Die Oscar-Nominierung habe ich dann in der Hochschule geschaut, aber da haben sie nur von den Stars erzählt, von den Kurzfilmen war keine Rede. Ich habe weitergearbeitet, bis plötzlich das Telefon klingelte und ein Radiosender anrief, um mich zu der Nominierung zu interviewen. Ich konnte es kaum fassen. So habe ich das erfahren. Danach kamen von allen Seiten Anfragen. Am nächsten Tag saß ich abends schon bei Günther Jauch.
Heute, 21 Jahre später, arbeiten Sie immer noch mit Trickfilmen. Was hat der Oscar für Ihre Karriere bedeutet?
Ich muss das ganz hart sagen: Preisträger zu sein heißt noch nicht, dass man erfolgreich wird. Kurze Trickfilme für Erwachsene sind kommerziell kaum verwertbar. Wer einigermaßen gut bezahlt werden will, produziert für die Werbung oder entwickelt einen langen Kinderfilm. Aber das ist für mich nicht interessant, weil man dabei enorm viele Kompromisse machen muss. Mir war damals schon klar, dass ich bloß nicht in die Werbung wollte, sondern meinen Abschlussfilm machen und dann vielleicht Professor werden. Und dann habe ich drei Jahre später eine Werbefilmproduktion gegründet und Professor will ich nicht mehr werden (lacht).
Lief die Arbeit in der Werbung gut?
Ja, wir haben zum Beispiel für Premiere und Wrigleys gearbeitet, Spots mit animierten Puppen oder auch mit 3-D-Animationen produziert. Irgendwann habe ich mich aber nicht mehr wohlgefühlt, weil ich keine eigenen Sachen mehr machen konnte. Ich hatte zum Glück Geld beiseitegelegt, konnte 2008 aussteigen und mir eigene Projekte suchen.
In Ihrem Atelier stehen viele Plattenspieler. Was hat es damit auf sich?
Ich habe nach einem neuen Konzept gesucht, das mich selbst interessiert. Mich hat es gereizt, mit Einschränkungen zu arbeiten, deswegen habe ich die Spinning Animation erfunden. Man setzt dafür 15 Bilder auf einem Papierstreifen zu einer Schleife in eine Wundertrommel, die sich dreht – deswegen der Plattenspieler – und die von innen beleuchtet wird. Von außen betrachtet ergeben die Bilder dann einen Endlosfilm.
Können Sie so ein Projekt kommerzialisieren?
Ich lehre die Technik in Workshops – auch für „jugend creativ“-Preisträger – und merke, wie die jungen Leute manchmal an ihre Grenzen stoßen. Das ist total spannend. Es ist jedoch nicht einfach, das zu vermarkten. Ich würde gerne eine Show daraus machen, mal sehen. Für meine Heimatstadt Straubing habe ich gerade in dieser Art eine Performance zur Stadtgeschichte mit dem Titel „The Spinning History“ mit 30 Schülerinnen und Schülern der Fachoberschule Straubing gegeben.
Sie haben in Workshops viel mit Jugendlichen zu tun. Wie wichtig ist Kreativität für Kinder und Jugendliche?
Sie war immer schon wichtig – und wird noch wichtiger. Viele Jugendliche orientieren sich heute an Inspirationen zum Beispiel aus dem Internet und zeichnen einfach exakt ab. Die freie Entwicklung, mit Geduld an einer Sache zu sitzen, zu zeichnen, bis eine Idee kommt – das findet heute kaum noch statt. Die jungen Leute sind sehr ungeduldig. Sie müssen verstehen, dass nicht die erste Idee immer auch die beste ist. Gleichzeitig wissen viele gar nicht, dass in ihnen ein Talent steckt, das bisher nicht erkannt wurde. Darauf muss man achten und ihnen möglichst viele Gelegenheiten für eine kreative Beschäftigung geben.
So wie „jugend creativ“.
Genau, solche Wettbewerbe sind sehr motivierend, etwas Neues zu versuchen. Die Schülerinnen und Schüler merken dabei auch, dass es schön sein kann, etwas zu präsentieren, was sie selbst gemacht haben. Sie zeigen es ihren Eltern, ihren Freunden und bekommen direkte Reaktionen. Kreativität sorgt immer für Kommunikation, das merke ich ja auch, wenn ich zum Beispiel in der Jury des Wettbewerbes mit den anderen Juroren sitze. Es macht einfach Spaß, sich auszutauschen und unterschiedliche Sichtweisen zu haben, erst Recht, wenn man so viele spannende Sachen anschauen kann.
Thomas Stellmach (geboren 1965 in Straubing) ist Trickfilmregisseur, Produzent, Autor und Animator. Neben dem Oscar für seinen Film „Quest“ im Jahr 1997 gewann er rund 50 internationale Auszeichnungen, zahlreiche davon auch für seine Produktion „Virtuos Virtuell“ (2013/2014). Stellmach sitzt seit 2003 in der Jury von „jugend creativ“ und gibt Workshops unter anderem für die Bundessieger. www.stellmach.com
Offene Türen für offene Konzepte
Im beschaulichen Grävenwiesbach beteiligen sich die heimische Grundschule und die Raiffeisenbank Grävenwiesbach seit vielen Jahren am Kreativwettbewerb der Volksbanken und Raiffeisenbanken. Die Teilnahme ist für jede Klasse freiwillig. Aber: Jahr für Jahr nehmen immer alle 220 Kinder teil. Woran das liegt? Wir haben uns auf die Suche begeben ...
In der Eisbärenklasse herrscht das übliche Durcheinander, das in den Pausen entsteht, wenn die Kinder der 2a der Wiesbachschule auf die nächste Stunde warten. Sie unterhalten sich, rufen sich quer durch den hellen Raum etwas zu. Einige rennen nach draußen vor die Tür, um zu schauen, wann Sebastian Wauch endlich kommt. Kurz vor dem Gong steht der Lehrer dann in der Klasse und sorgt in wenigen Sekunden für Ruhe, freundlich, aber bestimmt.
„Es ist jedes Mal eine riesige Überraschung, was durch die Kreativität der Kinder entsteht.“Jan Drumla
Kunst steht heute auf dem Plan und Wauch erzählt erst einmal vom Joggen. Die Kinder, die im Kreis auf Holzbänken sitzen, schauen ein wenig verdutzt, bis der Pädagoge zum Punkt kommt. „Ich habe beim Laufen Kirschblüten gesehen und da habe ich mir gedacht, was die Natur doch für kleine Wunder hervorbringt“, sagt er und zeigt nach draußen aus dem Fenster, aus denen man weit über die hügeligen und in gelben und allen Grünschattierungen leuchtenden Felder blicken kann. „Und diese Wunder der Natur sollt ihr heute malen. Sucht euch einfach etwas aus, was euch einfällt – und dann legt los.“
Die Mädchen und Jungen springen auf, setzen sich an ihre Tische, holen ihre Etuis heraus, Filz- oder Buntstifte. Nach einiger Zeit sind die unterschiedlichsten Ansätze zu erkennen. Die einen malen mit großem Strich Tulpen vollformatig auf das Blatt, andere zeichnen feine Blümchen an den Bildrand, wieder andere ein paar gelbe, winzig kleine Küken. Sebastian Wauchs Impuls hat einiges ausgelöst – und steht stellvertretend für ganz viele Besonderheiten, die an der Grundschule in Grävenwiesbach, 30 Autominuten nördlich von Bad Homburg, zum Alltag gehören: die Förderung von Kreativität zum Beispiel, die in den künstlerischen Fächern beginnt, aber auf alle anderen ausgeweitet und dort auch genutzt wird, der intensive Einsatz von digitalen Medien oder auch die individuelle Ansprache der Schülerinnen und Schüler.
220 Kinder – jedes ist anders
„Wir haben 220 Kinder – und jedes ist anders. Das fängt beim Hintergrund an – in der Nähe ist zum Beispiel ein Heim für Geflüchtete –, geht über die körperlichen Fähigkeiten, die sich bei manchen unserer Inklusionskinder natürlich von denen der Mädchen und Jungen ohne Behinderungen unterscheiden, und reicht bis zum einfach unterschiedlichen Wissen und Können in allen Fächern“, sagt Jan Drumla.
Der Schulleiter ist für zwölf Klassen verantwortlich – zwei davon sind Intensivklassen für Kinder, die die deutsche Sprache noch lernen müssen – und kennt jede Schülerin und jeden Schüler, die in der Pause durch die vollständig sanierte Schule laufen. Drumla, der aus Brandenburg stammt und zwei Staatsexamen gemacht hat, engagiert sich fortwährend für seine Schülerschaft, das sieht man sofort. Und er setzt auf die Förderung der individuellen Fähigkeiten der einzelnen Kinder. „In den Klassen arbeiten alle immer zum selben Thema und demselben Input, aber manchmal eben auch mit unterschiedlichen Herangehensweisen. Es ist jedes Mal eine riesige Überraschung, was durch die Kreativität der Kinder entsteht“, sagt Drumla, während er durch den Flur geht und an einer Wand stehen bleibt. „Das zu fördern, ist mir enorm wichtig, in allen Bereichen.“
Er zeigt auf eine ganze Reihe von Urkunden, die seine Schülerinnen und Schüler bei verschiedenen Wettbewerben gewonnen haben. „Mir geht es dabei gar nicht so sehr darum, dass sie erste, zweite oder dritte Preise erreichen, sondern dass sich möglichst viele zeigen können, ob es nun in Kunst, Sport oder Musik ist.“ Denn das ist für den Pädagogen klar: Nicht jedes Kind ist in Mathematik oder Deutsch gut, manche haben andere Stärken. Durch die Teilnahme an Wettbewerben wird jedes ganz anders wahrgenommen, von den Lehrern, Eltern, Mitschülern, entwickelt mehr Selbstvertrauen und wird oft sogar auch in den anderen Fächern besser, weil es sich mehr zutraut.
„jugend creativ“ als Aushängeschild
Regelmäßig – und das seit fast 20 Jahren – nimmt die Wiesbachschule deswegen auch an „jugend creativ“ teil, wo sie in fast jedem Jahr Landessiege erreicht. Der Wettbewerb ist für die Schule ein Aushängeschild. „Wir stellen es den Lehrern frei, mit ihren Klassen mitzumachen – aber es beteiligen sich immer 100 Prozent“, sagt Jan Drumla. Unterstützt wird er bei dem Kunstwettbewerb durch die Raiffeisenbank Grävenwiesbach, die jedes Jahr rund 250 Euro für den Einkauf von Farben, Scheren oder Buntpapier beisteuert. Für Drumla ist das aber nur ein Nebeneffekt. „Wir bekommen sehr viel persönliche Zuwendung durch die Bank – und das jedes Jahr von Neuem.“
Eine, die sich seit Jahrzehnten mit dem Kreativwettbewerb beschäftigt, ist Elke Block. Sie ist seit 1991 Vorstand der Raiffeisenbank Grävenwiesbach – und seit 1976 bei einer Genossenschaftsbank tätig – und begleitet „jugend creativ“ schon seit den 1980er-Jahren, als sie noch in der Volksbank Hausen das Marketing aufbaute. Die Verortung in diesem Arbeitsbereich passt für sie gut: „Der Jugendwettbewerb dient natürlich auch dazu, die Banken bekannter zu machen.“
Elke Block hat aber darüber hinaus ein viel weitergehendes Anliegen. „Für mich war es immer wichtig, Kinder und Jugendlichen etwas mit auf den Weg zu geben. Das fängt beim Wissen zum Thema Geld und zur Rolle der Banken an, das ich gerne vermitteln möchte“, sagt die erfahrene Bankchefin, die auch dafür immer wieder Angebote macht. „Um junge Menschen an die Bank heranzuführen, müssen wir sie aber auch da abholen, wo sie sich zu Hause fühlen, und uns auf ihre Gedanken und Gefühle einlassen.“ Der Jugendwettbewerb ist dafür ein „hervorragendes Instrument und ein wunderbarer Motor“.
Jahr für Jahr: Inspirierende Themen
Ein bedeutender Aspekt sind dabei für sie die vorgegebenen Themen, die jedes Jahr neu definiert werden. „Mich begeistert neben der Auswahl, die immer wieder hervorragend in die jeweilige Zeit und ins gesellschaftliche Klima passt, auch die Aufbereitung in den Pädagogen-Informationen“, sagt Elke Block. So etwas, das sagt sie sehr klar, könne eine einzelne Bank überhaupt nicht leisten. „Bisher war es immer so, dass man die Inhalte hervorragend in die Schulen tragen konnte, die auf dieser Grundlage direkt loslegen konnten.“ Dabei gefielen ihr neben der Wissensvermittlung auch die inspirierenden Gedichte oder Zeichnungen, die zur Kreativität anregen würden.
„Der Einsatz der neuen Medien ist auch für uns sehr wichtig, aber wir wollen gleichzeitig immer menschlich und nah sein. Deswegen steht meine Tür auch immer offen.“Elke Block
Die Pädagogen-Informationen bringt sie persönlich zur Schule – und stellt sie dort auch den Lehrern vor, die später damit die Kinder auf das jeweilige Wettbewerbsthema einstimmen. „Für mich bedeutet das viel, weil ich immer auf Kommunikation und Veränderung setze – Stillstand geht nicht. Und mit ,jugend creativ’ bleibt man eben dran an den neuesten Entwicklungen.“ Die Zusammenarbeit mit der Wiesbachschule klappt auch deswegen so gut, das sagt auch Jan Drumla, weil Grundschule und Bank ähnlich ticken. Das Engagement ist groß, der Wille, etwas umzusetzen, ebenfalls.
Leuchtturmcharakter
Abzulesen ist das auch an dem Thema der Digitalisierung, das die Schule schon früh aufgegriffen hat. „Wir haben die ersten Konzepte erarbeitet, die nun auf die Region übertragen werden“, beschreibt Jan Drumla den Leuchtturmcharakter der Wiesbachschule. Zu sehen ist das in den Klassenräumen, in denen sich Elke Block noch eben eine kleine Einführung in die neue digitale Tafel geben lässt. Sie funktioniert wie ein großes Smartphone, die Lehrer und Kinder können darauf recherchieren, Arbeiten, Inhalte aus Büchern abrufen. Die Begeisterung ist groß und wird nicht kleiner, als Drumla eine kleine Einschränkung macht: „Wir setzen die digitale Welt nur ein, wenn es pädagogisch sinnvoll ist. Das Arbeiten mit Bleistift, Papier und Büchern bleibt das Kernstück unserer Arbeit.“ Für Elke Block klingt das alles nachvollziehbar und passt auch hervorragend in ihren Arbeitsalltag. „Der Einsatz der neuen Medien ist auch für uns sehr wichtig, aber wir wollen gleichzeitig immer menschlich und nah sein. Deswegen steht meine Tür auch immer offen – und da kommen dann nicht selten auch einmal Kinder rein, die ich hier beim Wettbewerb kennengelernt habe.“
Raiffeisenbank Grävenwiesbach eG | |
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Bilanzsumme | 76,80 Millionen Euro |
Kunden | 3.846 |
Mitglieder | 1.753 |
Geschäftsstellen | 1 |
Mitarbeiter der Bank | 16 |
Stand 31.12.2017. |
„Ich hatte die Chance all´ das zu sehen, wovon ich so begeistert war.“
Oliver Rennert gehörte vor knapp 50 Jahren zu den allerersten Siegern des Kreativwettbewerbs der Volksbanken und Raiffeisenbanken. Mittlerweile lebt er als Maler in Köln. Wir trafen ihn in seiner Künstlerwohnung, sprachen mit ihm über den Wettbewerb, die damals gewonnene Reise zu den NASA-Zentren ... und über die vergangenen 48 Jahre.
Herr Rennert, im Jahr 1970 waren Sie einer der ersten Sieger des damals erstmals ausgeschriebenen Kreativwettbewerbs der Volksbanken und Raiffeisenbanken. Erinnern Sie sich noch daran, wie es dazu kam?
Ich war damals Schüler an der Internationalen Schule in München. Als mir ein Mitschüler, dessen Vater bei der Volksbank arbeitete, von diesem Wettbewerb erzählte, wusste ich direkt, dass ich mitmachen wollte. Das Thema lautete: „Starte mit ins Weltall“ – und davon fühlte ich mich enorm angesprochen.
Woher stammte das Interesse an der Raumfahrt?
Mich hat das schon immer gepackt. Diese Weite, der Blick über den eigenen kulturellen Tellerrand, die Technologie, aber auch dieser Antrieb, etwas zu erreichen, was noch nie jemand vorher geschafft hatte, wenn man sich den Kampf der USA und der damaligen Sowjetunion um die Erfolge im All anschaut. Das hatte einen Zauber und davon wollte ich immer einen Zipfel erhaschen und irgendwie beteiligt sein. Außerdem hat mich die ungeheure Kraft der Bewegung der Raumfahrzeuge gepaart mit ihrer tänzerischen Eleganz völlig hingerissen.
Was haben Sie für den Wettbewerb gemacht?
Ich habe eine Geschichte des Fliegens geschrieben, von den Flugmaschinen der Wright-Brüder bis zur Raumfahrt, auf drei Seiten. Und das Ganze habe ich dann auch noch illustriert. Ich glaube, dass das auch mit den Ausschlag gegeben hat, weil die Aufgabe damals eigentlich nur ein Aufsatz war.
Sie haben das Soll also übererfüllt.
Ja, weil ich die Aufgabe für mich als eine Art Inspiration gesehen hatte. Ich dachte, ich kann viel mehr umsetzen, wenn ich ein weiteres Ausdrucksmittel, das Zeichnen, einsetze. Ich habe aber nie geglaubt, dass ich damit gewinnen kann. Und dann habe ich den Wettbewerb erst einmal wieder vergessen. Bis ein Anruf in der Schule kam, ich zum Direktor bestellt und mir mitgeteilt wurde, dass ich und neun weitere Schüler aus ganz Deutschland unter 60.000 teilnehmenden Kindern ausgewählt worden waren.
Und da waren Sie erst einmal überrascht.
Natürlich, vor allem, als ich vom Preis erfuhr, das war mir vorher gar nicht klar. Ich sollte eine Woche von der Schule freigestellt werden und eine Rundreise mit den anderen Gewinnern zu allen europäischen Raumfahrtzentren machen. Daraus wurde aber nichts.
Warum?
Weil ich mir im Sportunterricht das Bein gebrochen hatte und schon bei der Preisverleihung im Gips dabei war. Aber im Nachhinein war das mein Glück, weil ich einen viel besseren Preis bekam. Für mich wurde eine Reise in die USA organisiert, um dort die NASA-Zentren zu besuchen – was ein unglaubliches Angebot war. Ich war noch nie in Amerika gewesen und hatte nun die Chance, dahin zu kommen und alles zu sehen, wovon ich so begeistert war: das Kennedy Space Center in Florida, das NASA-Hauptquartier in Washington, das Mission Control Center und das Johnson Space Center in Houston.
Wie haben Sie die Reise im Nachhinein empfunden?
Für mich gab es keinen Höhepunkt, es war einfach alles toll. Weil ich auf der Internationalen Schule war, konnte ich mich gut auf Englisch verständigen, das hat sehr geholfen. Mich hat zum Beispiel die schiere Größe des Kennedy Space Centers fasziniert. Ich kannte das ja alles nur im winzigen Modellbaumaßstab oder aus dem Fernsehen. Was mich auch sehr beeindruckt hat, war die Lässigkeit der Amerikaner, die im Gegensatz zu dem stand, was ich aus Deutschland kannte.
Teil des Preises war für Sie auch ein Treffen mit Wernher von Braun. Wie haben Sie den Besuch bei dem wegen seiner Nazi-Vergangenheit umstrittenen Raketenforscher empfunden, der nach Kriegsende das Raumfahrtprogramm für die USA mit aufgebaut hat?
Für mich war, das muss ich ganz ehrlich sagen, von Braun ein Idol wegen seiner Leistungen für die Raumfahrtforschung. Er hatte die Mondrakete entwickelt! Ich wusste zwar von seiner Vergangenheit, habe das aber von dem Thema getrennt, weswegen ich in den USA war. Das Treffen mit ihm war faszinierend – er hat sich richtig Zeit für mich genommen. Außerdem war 1971 von Brauns Vergangenheit für einen 14-Jährigen längst nicht der Schatten, als den man sie heute wahrnehmen würde.
Worüber redet ein 14-Jähriger mit einem weltweit bekannten Forscher?
Das war gar nicht so schwierig. Er hatte meinen Aufsatz gelesen und wir haben darüber diskutiert. Ich habe auch ein Modell einer Raumstation mitgebracht und ihm gezeigt, daran war er sehr interessiert. Ich erinnere mich noch, dass er sich darüber beschwert hat, dass der amerikanische Senat ihm keine Mittel mehr für Raummissionen bewilligen wollte und das Geld stattdessen in die Rüstung für den Vietnamkrieg ging. Darauf habe ich geantwortet, dass die Materialien für den Bau meiner Modelle auch böse ins Taschengeld gingen (lacht).
Was haben Sie von dem Besuch für Ihre Zukunft mitgenommen?
Es war eine unglaubliche Erfahrung, die ich nur verarbeiten konnte, indem ich sämtliche Erlebnisse bis ins Detail in zwei Kladden aufgeschrieben habe. Gelernt habe ich aber auch, dass es mehr geben muss als nur Kommerzinteressen. Projekte wie die Raumfahrt müssen auch von reiner Wissensgier gespeist werden, nicht nur davon, wie sich die Möglichkeiten zu Geld machen lassen. Es lohnt sich, sich für etwas zu begeistern, das wurde mir damals klar. Dieses Gefühl bestätigten auch die Bücher von Astronauten, die sie nach ihren Missionen geschrieben haben. Sie sprechen alle von dem irrsinnigen Glück, dabei gewesen zu sein.
Hat sich das auch in Ihrer eigenen Karriere widergespiegelt?
Ich habe nie Karriere gemacht, weil ich nie genau wusste, was ich eigentlich will (lacht). Im Ernst, ich habe viele Dinge getan, die mir Spaß bereitet haben, die man aber nicht als Karriere bezeichnen würde. Mich begeistert am meisten, wenn ich mir Zeit nehmen kann, etwas eingehend zu erklären, zum Beispiel durch meine Illustrationen, wenn ich also etwas erklären und vermitteln kann.
Wie haben Sie das beruflich umgesetzt?
Ich habe zum Beispiel in meiner Zeit in Australien technische Illustrationen gezeichnet, mit denen ich etwa eine Sternwarte oder den Bau des Hafentunnels von Sydney erklärt habe. Ich bin dann nur den Schritt der Digitalisierung nicht mehr mitgegangen. Damit sind heute natürlich ganz andere Möglichkeiten entstanden, Zusammenhänge darzustellen. Mich hat das aber nicht so sehr interessiert, weil ich lieber weiter von Hand malen und zeichnen wollte. Das mache ich nun auch, aber eben vor allem im künstlerischen Bereich.
Haben Sie eine Idee, woher Ihre künstlerische Ader stammt?
Mein Vater war Opernregisseur und Intendant der Bayerischen Staatsoper, meine Mutter Sängerin. Vielleicht hat es damit etwas zu tun. Mein Vater hat auch selbst gezeichnet, das hat mich schon früh fasziniert. Von ihm habe ich vor allem gelernt, dass man Dinge gründlich und gut machen muss, wenn man erfolgreich sein will. Meiner Mutter verdanke ich Musikalität und beiden einen Sinn für Humor und Witz.
Noch einmal zurück zum Thema des damaligen Wettbewerbs: Haben Sie mit der Raumfahrt auch später Kontakt gehabt?
Ja, einmal noch. Für ein Buch zum Film „2001: A Space Odyssey“ von Stanley Kubrick habe ich im Jahr 2013 eine aufwendige Illustration des Raumschiffs Discovery angefertigt. Das passte für mich sehr gut, weil ich den Film liebe – zum Beispiel die Szene, als zu Johann Strauß‘ „An der Blauen Donau“ das Raumschiff Orion zur Raumstation fliegt. Irgendwie schließt sich damit auch ein Kreis: Mich hat einfach immer diese Mischung aus Hightech und Ästhetik begeistert.
Oliver Rennert (geboren 1957 in Stuttgart) wuchs in München auf, wo er die Internationale Schule besuchte und auch an dem Wettbewerb der Volksbanken und Raiffeisenbanken teilnahm – übrigens mehrmals erfolgreich: Neben dem Gewinn beim ersten Mal (1970/71) war er auch zwei Jahre später zum Thema „Entdecke die Welt der Tiere“ erfolgreich. Der Preis: eine dreiwöchige Reise nach Afrika. Nach der Bundeswehrzeit studierte Rennert Malerei, Design und Industriegeschichte in London, lebte als Austauschstudent in den USA und arbeitete nebenbei als freier Illustrator und Künstler. Ab dem Jahr 1990 trat er eine feste Stelle als Illustrator für das Australian Geographic Magazine an, für die er nach Australien zog. Seit 2003 lebt er wieder in Deutschland, wo er in seiner Atelierwohnung in Köln als freischaffender Maler tätig ist.